26.11. 00:08
Lieber Johann,
ich habe heute sturmfreie Bude und habe es mir mit einem Glas Wein gemütlich gemacht. Im Hintergrund läuft das Champions League Spiel und keine sentimentale Musik …
Ja, ich habe einen hohen moralischen Anspruch an mich (und dadurch auch an andere). Ich habe nicht behauptet, dass ich diesem Anspruch auch immer gerecht werde. Sonst würde ich nicht seit drei Monaten mit Dir diesen Email-Kontakt pflegen und nicht so viel Zeit darauf verwenden.
Ich bin tatsächlich beeindruckt von Deinen klaren Worten und freue mich, dass Du versuchst, mich daran teilhaben zu lassen, wie es in Dir ausschaut. Aber Deine Beispiele bei den allgemeinen Betrachtungen zum Verliebtsein waren tatsächlich nicht perfekt ausgesucht, wie es Dir anscheinend selbst schon aufgefallen ist. Kannst Du Dir nicht vorstellen, dass mein Steil-Gehen auf diese Betrachtungen mit unserer Vergangenheit zu tun hat? Nochmal ganz deutlich, falls es noch nicht klar geworden ist: Du hast mir damals das Herz gebrochen, es hat verdammt weh getan und hat mich in eine absolute Krise gebracht. Dass ich mich da heute immer mal wieder trotz aller turteligen Mails fragen muss, warum ich mich anscheinend schon wieder in Deinem Netz verfange, finde ich da auch nicht so abwegig. Und dass ich mich dabei vor allem auch über mich selbst ärgere und an meinem Verstand zweifle, verwundert dann vielleicht auch nicht. Die Situation heute ist natürlich eine andere. Ich bin jetzt auch nicht mehr verfügbar und Du kannst immer zurück mit dem Finger auf mich zeigen, wenn ich mich über Dein Verhalten aufrege. Lucky you.
Trotzdem würde ich gerne von Dir wissen, wie Du es fändest, wenn Du herausfändest, dass Deine Frau sich auch gerade einer Email-Beziehung ausgiebig widmen würde. Würdest Du da auch so entspannt reagieren wie Du es mir verkaufen willst? Ich glaube das nicht. Aber vielleicht bist Du da ja ein ganz offener Typ, wer weiss. Wenn mein Mann diese Emails sehen würde, dann wäre ich ganz schön in Erklärungsnot und dann gäbe es einiges zu reparieren. Und wenn man sich auf so etwas einlässt, kann doch immer mal schnell was schief gehen. Email aus Versehen geöffnet lassen auf dem Rechner reicht doch schon. Und das finde ich eben belastend, ich kann mir nicht vorstellen, so etwas über Jahre durchzuziehen. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass das Verlangen, Dich doch mal richtig zu küssen, nicht irgendwann so stark ist, dass es nicht reicht, über einen langen Zeitraum ironische Mails voller Anspielungen hin und her zu schicken. Nur nebulöse Worte hast Du von mir im Übrigen auch nicht erhalten. Oder wie interpretierst Du, dass ich Deinen Kuss auch schon seit 15 Jahren vermisse oder ein Flattern in der Magengrube zugebe?
"Ich wünsche also, daß dieses Gefühl noch lange anhält ... " Daher trifft dieser Satz von Dir auf mich doch genauso zu. > Ich frage mich dann schon, was Du mir eigentlich sagen willst. … < Diese Fragen habe ich auch schon des öfteren in den Raum geworfen. Wenn ich DIE Lösung hätte, dann hätte ich Dich das schon wissen lassen.
> Ich hatte beim Lesen Deiner Mail auch Lust, …. < Schade eigentlich, dass die Technik da noch nicht so weit ist. :-) Ich hätte mir gut vorstellen können, dass meine Phantasie in Deiner endet. Diese Einsicht schmeckt mir natürlich nicht so ganz. Aber so ist es eben. Aber so etwas passiert ja zum Glück sowieso nur in kitschigen Filmen…
Hier noch ein Gute-Nacht-Lied für den Berlin-Fan:
www.youtube.com/watch?v=QWtsV50_-p4
Schlaf gut,
Deine Lena
26.11. 08:50
Guten Morgen,
das Spiel war ja spannend, konnte leider nur die letzte halbe Stunde sehen. Hoffe, Du hast so konzentriert schreibend nicht allzu viel verpasst.
Ich habe Deiner Mail nichts hinzuzufügen. Keine Kritik, keinen Kommentar, keinen Wiederspruch, keine ironische Bemerkung. Passt. Wir sind mal einer Meinung. Und danke für das Lied; ich sehe, Du verstehst mich :-)
Habe Deinen Rat befolgt und bin zu Hause geblieben. Aber natürlich kann ich nicht einfach so im Bett rumliegen, sondern überarbeite gerade meinen Leitlinientext (Montag ist die nächste Konsensuskonferenz ...). Und da es netter ist, Dir zu schreiben, lasse ich mich gleich wieder ablenken. Damit es nicht so abtrakt ist, habe ich gerade mal ein Foto gemacht von einem der beiden Plätze, von dem ich Dir meistens schreibe (siehe Anhang). Hier werde ich den Vormittag verbringen und hoffentlich etwas Arbeiten und mich nicht zu diversen Träumereien hinreißen lassen ...
Viele Grüße und einen schönen
Spätnovembertag wünscht
Dein Johann
26.11. 10:17
Guten Morgen,
kann gar nicht glauben, dass Du nichts hinzuzufügen hast …
Freut mich, dass Du meinen Rat befolgst und zumindest ansatzweise versuchst, Dich auszukurieren ;-) Auch ich bin heute zu Hause, aber zum Glück nur, weil ich heute doch noch Freizeitausgleich bekommen habe und nicht, weil ich krank bin. Ich mache mir jetzt erst mal noch einen leckeren Kaffee und genieße kurz diese Zeit für mich und dann schwinge ich mich aufs Fahrrad, radle durch das schöne sonnige Novemberwetter (konnte ich gerade schon auf dem Weg zur Kita genießen) und hoffe, dass ich einige Dinge erledigen kann. Die Adventszeit steht ja auch schon wieder vor der Tür, Adventskalender und -kranz wollen noch gemacht werden und am Wochenende habe ich keine Zeit dafür.
Danke für das Foto. Das Zimmer sieht etwas chaotisch, aber gemütlich aus. :-) Und es scheint wirklich eine riesige Wohnung zu sein, wenn man von der Größe des Zimmers auf die Dimensionen der restlichen Wohnung schließen darf. Ich bin durch mein Smartphone ja eigentlich sehr flexibel, was die Orte zum Schreiben angeht. Aber wenn es sich einrichten lässt, mache ich das ja immer noch am liebsten vom Laptop aus (eben mit richtiger Tastatur, bin schon zu alt für diesen neumodischen Kram). Daher anbei noch ein Foto von dem Ort, von dem aus ich oft Emails verschicke. Die Stadt auf dem Bild ist selbstverständlich D. ;-)
Einen schönen und erholsamen Tag wünscht
die Lena
26.11. 13:19
ja, ich würde sagen, mäßig chaotisch. In der alten Wohnung war es schlimmer, aber eben auch beengter. Wir sind ja erst Anfang des Jahres umgezogen (schluchz) und ich habe dann eigentlich erstmal alles nur aus den Kartons in Regale gestopft und nicht groß sortiert. Lampenschirme sind auch noch nicht aufgehängt. Habe ich mir alles für die Weihnachtsferien vorgenommen, mal sehen ...
Du wohnst wirklich weit weg – Sonne gibt es hier nicht
Gruß
26.11. 19:16
So sah es heute bei uns aus :-)
26.11. 19:33
Sonst ist es hier doch immer am schönsten ;-)
Aber Du hattest auch mehr davon, ich wahr ja fleißig :-)