Papa sein

13.12.   10:57

Ob mich Papa sein verändert hat, weiß ich gar nicht so genau. Sicher hat es das in irgendeiner Form. Das Papa werden liegt schon so lange zurück; ich kenne es ja gar nicht mehr anders. Es ist das Normalste der Welt geworden. Denke ich eigentlich gar nicht drüber nach. Ich hatte aber auch vorher nie Sorgen dies­bezüglich von wegen Umstellung oder Verantwortung oder sowas. Kinder sollten ja eigentlich vollkom­men selbstverständlich sein und ich hatte nie Zweifel, daß man das als durchschnittlich begabter und organisierter Mensch hinbekommt. Papa werden ist nicht schwer, Papa sein dagegen sehr – finde ich eigentlich nicht. Die größte Umstellung und Einschränkung war sicher die Tatsache, daß man plötzlich nicht mehr autonom über seine Freizeit verfügen konnte, sondern alles geplant und organisiert werden mußte und die Kids am Anfang immer erstmal im Mittelpunkt standen. Habe das aber nicht als allzu dramatisch empfunden wie Du ja auch nicht; man gewöhnt sich doch sehr schnell an diesen anderen Rhythmus, genau wie beim Einstieg ins Berufsleben. Aber verglichen mit einer Mutter waren die Verän­derungen im meinem Leben tatsächlich moderat. Ich habe eigentlich weiter gearbeitet wie zuvor und kümmere mich um den Alltag der Kinder eher weniger. Aber wenn ich es mir frei aussuchen könnte, fände ich Halbe/Halbe auch sehr schön – zumindest für eine gewisse Zeit. Es macht schon Spaß, mehr Zeit mit den Kleinen zu verbringen und sie bei alltäglichen Dingen zu begleiten und was mit Ihnen zu unternehmen (es sind ja auch zwei sehr Süße und Aufgeweckte, wenn man von diversen kleineren Mac­ken und alterstypischen Aufälligkeiten mal absieht), aber das ist bei meinem Job leider ziemlich aus­sichtslos. Andererseits gehöre ich auch nicht zu denen, die ihre freie Zeit am liebsten auschließlich damit verbringen, mit dem Nachwuchs zu spielen. Sonntag morgens zum Beispiel lese ich am liebsten Zeitung, da ist mit mir nicht zu rechnen … Oder wenn ich Dir schreibe ... Und auch sonst dürfen sich die Beiden gerne mal selbst unterhalten. Ich finde es insgesamt nett, Kinder um mich herum zu haben, auch wenn ich mich gerade nicht intensiv mit ihnen beschäftige. Ich habe aber nicht das Gefühl, daß die Beiden dar­unter sonderlich leiden und denke auch, daß ich eine recht gute Beziehung zu ihnen habe (mal sehen, was ich dann später zu hören bekomme, wenn sie sich an ihre Kindheit erinnern …). Ich merke aber natürlich auch, daß das Verhältnis enger wird, wenn wir uns öfter sehen, zum Beispiel im Urlaub. Und je älter sie werden, um so mehr kann man ja mit ihnen machen und sich austauschen und umso mehr kriegt man auch selbst an Input von ihnen, das ist auch sehr schön, es wird deshalb nie langweilig. Da kannst Du Dich auch schon drauf freuen. Die nächste Umstellung kommt dann wahrscheinlich schon in wenigen Jahren, wenn sie sich abnabeln und sich immer mehr in ihre eigenen Leben und Interessen zurückziehen.