Betreff: Re: Fragen und Antworten
05.01. 15:13
Nachtrag:
> was hat die/der andere, was ich nicht hatte … <
Aus meiner Sicht eine falsche Fragestellung. Du bist und warst niemals zweite Wahl! Dir fehlt nichts. Keine besondere Eigenschaft und auch sonst nichts. Du bist eine hübsche, attraktive und interessante Frau. Mit einigen Macken zwar, aber das unterscheidet Dich ja nicht von der Allgmeinbevölkerung (inklusive meiner Wenigkeit) ;-). Der einzig relevante Unterschied ist (bzw. war) – das Alter …
Betreff: Begegnungen
05.01. 15:48
So, meine Liebe,
hier habe ich jetzt mal meine Phantasien notiert. Um es gleich nochmal vorweg zu betonen: Ich habe wirklich riesige Lust, Dich wiederzusehen. Ich kann es mir anders eigentlich kaum vorstellen. Ich dachte in den letzten Monaten oft über so eine reale Begegnung mit Dir nach, allerdings ganz unabhängig davon, ob sie tatsächlich stattfinden wird. Das war eigentlich erstmal unerheblich. Ich hatte schnell ziemlich viel Gefallen daran gefunden und es hat mir sogar richtig viel Freude bereitet, mich mit dem Therma zu beschäftigen. In Tagträumereien oder nachts bei Schlaflosigkeit verbrachte ich insgesamt sicher eine erhebliche Zeit damit, mir gedanklich die verschiedenen Umstände und Varianten eines solchen Treffens im Detail vorzustellen, durchzuspielen und zu variieren. Meistens bin ich zwar über die erste Minute nicht hinausgekommen, manchmal habe ich mir aber den größeren Rahmen vorzustellen versucht. Telefonieren oder Skype kommt glaube ich nachwievor nicht ernsthaft in Frage; ich bin deshalb letztlich nie über lediglich drei denkbare Szenarien oder Grundkonstellationen hinausgekommen. Alle haben ihre Reize und ihre Gefahren:
1. Das vernünftige Treffen
1a). Zum Beispiel nachmittags/abends irgendwo in einem Cafe oder Restaurant. Hierzu zählt dann auch „Kaffee trinken“. Kann durchaus sehr schön sein. Wir könnten uns mal richtig unterhalten. Allerdings wird es mir vermutlich schwer fallen, Dir so neutral zu begegnen, wie es hierfür wünschenswert wäre – trotz strikter Alkoholkontrolle und Verzicht auf zu sentimentale Themen. Dir dann plötzlich nach – inzwischen wohl 16 – Jahren so plötzlich so nah zu sein, wird nicht einfach und eine gewisse Spannung eher erhöhen anstatt sie zu reduzieren. Es bedarf somit viel Disziplin und Selbstkontrolle. Gut, wir sind erwachsene und in Liebesdingen erfahrene Personen und sollten sowas im Griff haben. Andererseits: vielleicht duftest Du gut oder hast Dich sogar noch besonders hübsch gemacht. Und ich sitze Dir dann wenige Zentimeter gegenüber (oder deshalb besser an den Kopfenden eines langen Tisches?) und fürchte, ich werde mich kaum auf ein Gespräch konzentrieren können, sondern beschäftige mich nur mit dem Problem, Dich nicht anfassen oder zumindest küssen zu dürfen (würden wir uns aber küssen, wäre es kein vernünftiges Treffen mehr ;-)). Möglicherweise wäre es einer Folter nicht unähnlich. Soll aber nicht heißen, daß diese Schwierigkeiten unlösbar oder nicht auszuhalten wären und das Szenario deshalb direkt ausscheidet. Vielleicht ist ja auch alles ganz normal – so ungefähr, als ob man einen alten Freund nach Jahren wiedertrifft: keine besondere Spannung, alles relaxed. Das andere Problem hier aber: wie begrüßen, wie nachher wieder verabschieden? Hand geben? Umarmung? Wangenkuß? Wiedersehen? Und mit ziemlicher Sicherheit bleibt nachher ein irgendwie schales Gefühl zurück (das soll es jetzt gewesen sein?).
1b). Alternativ käme auch ein Spaziergang in Frage, zumindest in der warmen Jahreszeit. Ich habe das aber auch unter Szenario 1 subsumiert, denn es fällt letztlich in die gleiche Kategorie, da sich die Rahmenbedingungen sehr ähneln. Vielleicht ist es sogar noch schwieriger. Wenn wir so eng nebeneinander spazieren, könnte ich in Versuchung geraten, Dich umarmen oder Händchen halten zu wollen … Oder es kommt zu filmreifen Szenen: wir halten zufällig an und I.): schauen uns in die Augen: Verlangen überkommt uns, unsere Münder nähern sich, wir küssen uns leidenschaftlich und immer wilder, sinken auf den Waldboden, reißen uns die Kleider vom Leib … ; oder II.): Verlangen überkommt mich, mein Mund nähert sich Deinem / ich packe Dich wild und entschlossen und: wir küssen uns leidenschaftlich oder: Du stößt mich weg und schreist „Was soll das?“ / „Bist Du wahnsinnig? – ich bin verheiratet!“ / „Laß uns gehen!“ / „Ich will Dich nie wiedersehen“ oder Ähnliches. Und der schöne Spaziergang in bezaubernder Natur nimmt eine dramatische Wendung …
2. Das leidenschaftliche Rendevouz
2a) Abendliches Candle-light-Dinner ist möglich, aber nicht unbedingt notwendig. Wir können uns auch direkt ein adäquates Hotelzimmer mit großem Doppelbett mieten. Meines Erachtens eigentlich die einzig wirklich angemessene Form des Wiedersehens. Voraussetzung: beide haben ein bis zwei Tage Zeit und etwas Mut. Oder viel Mut. Alkohol und Sentimentalitäten sind hier erlaubt (in Maßen). Es kann total daneben gehen und als Katastrophe enden. Es kann wunderschön sein. Wobei wir dafür nicht mal notwendigerweise miteinander schlafen müssen, wenn es sich nicht ergibt (obwohl es natürlich schön wäre, sich mal wieder zu vereinigen … . Aber Du hast natürlich recht: das wäre schon ziemlich krass.). Und unterhalten kann man sich in diesem Setting ja schließlich auch, soviel man will … In jedem Fall ist alles schwer kontrollierbar und die Konsequenzen kaum vorherzusehen. Im Worst-Case beamen wir uns ins Frühjahr 2000 zurück mit all den Folgen (aber auch wieder unwahrscheinlich, da uns unsere Altersweisheit und unsere aktuellen Lebensumstände davor beschützen werden und wir überhaupt inzwischen in der Lage sind, professional mit der Situation umzugehen).
2b). Nur küssen. Dieser ebenfalls reizvolle Alternativ-Vorschlag kam neulich von Dir. Wir treffen uns nur zum Küssen, wo auch immer. Der Ort hierfür müßte aber sehr sorgfältig gewählt werden und sollte sich in jedem Fall irgendwo im öffentlichen Raum befinden, sonst ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß sich hieraus Szenario 2a entwickelt. Deshalb hier auch nur 2b und kein 3.
3. Die virtuell-platonische Begegnung
Aufgrund der Problematik der ersten beiden Szenarien vielleicht die einzig logische Konsequenz. Wir sehen uns gar nicht und es bleibt wie bisher beim digitalen, platonischen Austausch oder eben keinem Kontakt mehr. Alles spielt sich im Kopf ab. Ist allerdings auch nicht ganz harmlos, wie wir inzwischen feststellten. Eine rein virtuelle Beziehung (die ausführliche Diskussion dieses Begriffs vertage ich hier mal wieder aus Platzgründen auf später) sozusagen. Inzwischen eigentlich ja vertrautes Terrain für uns Beide. Alles ist möglich. Wir müssen uns weiter nicht um die Realität kümmern: wir sehen in dem anderen, was wir wollen, er bzw. sie bleibt ein reines Phantasieprodukt, zusammengesetzt aus Dichtung, Wahrheit, vagen Erinnerungen, Vermutungen, Wünschen und fragwürdigen Gefühlen. Du darfst für mich eine Projektion für alles sein. Innige, vertraute, intime Nicht-Begegnung, Wunschvorstellung, Sentimentalität pur. Wenn es mich danach verlangt, kann ich Dich vergöttern und anhimmeln, verklären und verfluchen, mich in alles Mögliche hineinsteigern und gegebenenfalls eine obsessive Leidenschaft gefahrlos ausleben. Aber auch hier lauern Gefahren: 1) Du würdest mir feiges Ausweichen und Flucht unterstellen, 2) Du magst das rein Imaginäre nicht, 3) ich auf Dauer auch nicht, 4) dies Szenario kann einen mittel- bis langristig emotional aussaugen und zur Erschöpfung treiben. Also wohl doch nur scheinbar eine brauchbare Alternative, die manche Nachteile der Szenarien 1 und 2 vermeidet.
Soviel zu meinen Phantasien. Siehst Du einen Hoffnungsschimmer? Welche Lösung ist die beste, welcher Variante würdest Du den Vorzug geben? Oder habe ich etwas vergessen? Mal wieder Fragen über Fragen ...
Dein ewig Suchender
Betreff: Re: Fragen und Antworten
05.01. 15:28
Eigentlich wollte ich diese Mail heute Abend zu Ende schreiben, aber da ich gerade Deine Mail noch gesehen habe, bevor ich schnell los muss zur Kita, kommt dieser Teil dann doch jetzt schon:
Lieber Johann,
ich kann gut verstehen, dass Du nicht der „Böse“/der „Schuldige“ sein möchtest. Das wollte ich mit Dir eigentlich auch gar nicht wieder ausdiskutieren in dieser Erklärung. Natürlich kannst Du nichts für meine Reaktion auf die Trennung, das hat immer etwas mit dem Wesen und der Geschichte der betroffenen Person zu tun. Du kennst meine Vorgeschichte aber auch nicht. Du warst der Dritte in Serie, bei dem schon eine andere Nummer eins vorhanden war, keiner hat sich für mich entschieden und dazwischen gab es einen One Night Stand, bei dem klar war, dass es nur um den Spaß-Faktor ging. In Kombination mit meiner selbstzweiflerischen und melancholischen Veranlagung, die Du ja schon öfters mal herausgestellt hast, kannst Du Dir jetzt vielleicht in etwa vorstellen, warum meine Reaktion so ausgefallen ist und dass mein Ego nicht ausreichend war, um einfach so weiter zu machen, als wäre nichts gewesen. Du hast mir sozusagen den Rest gegeben. Aber ich habe es immerhin geschafft, mir Hilfe zu holen. Und wie schon gesagt, danach ging es ja bergauf.
Aber ich lasse es trotzdem nicht gelten, dass es einfach der Altersunterschied war und unserer Trennung eine logische Konsequenz war, wie der Altherren-Club beschlossen hat. Auch hier habe ich meine Meinung schon kund getan, woraufhin Du mir eine ganz euphorische Mail zurückgeschrieben hast. Ich bin weiterhin der Meinung, dass meine Gefühle eben einfach deutlich stärker waren als Deine. Wären Deine ebenfalls sehr stark gewesen, wäre der Altersunterschied egal gewesen. Davon lasse ich mich nicht abbringen. Ich kenne einige Paare, die die gleiche Konstellation wie wir haben, die immer noch glücklich zusammen sind, geheiratet haben und eine Familie gegründet haben. Ein Paar davon hat sogar eine längere Phase der räumlichen Trennung (London/Berlin) unbeschadet überstanden. Du kannst mir nicht erzählen, dass ein Altersunterschied generell gegen eine Beziehung spricht. Dir waren andere Dinge wichtiger und ich eben einfach nicht wichtig genug bzw. Du eben nicht verliebt genug, um die anderen Dinge in den Hintergrund zu stellen. Dass muss ich akzeptieren, weil es einfach so war. (In der ersten Mail dazu haben ich geschrieben „That´s life. Punkt.“…) Dass mir das nicht leicht fällt und es mich sehr verletzt hat, finde ich aber auch durchaus nachvollziehbar. Und dass ich Dir übel genommen habe, dass Du mich den langsamen Liebes-Tod hast sterben lassen anstatt es Dir und mir einfach schneller einzugestehen, dass Du diese Beziehung nicht haben willst, auch.
Es geht mir also gerade gar nicht darum, einen Schuldigen für mein Unglück zu finden, auch wenn Du Dich da anscheinend angesprochen gefühlt hast … Ich habe in der letzten Mail noch einmal erwähnt, was unserer Trennung in mir ausgelöst hat, damit Du verstehst, warum es mir schwer fällt, mich auf diesen Email-Kontakt/mit Dir einzulassen und warum einige Deiner Äußerungen mich immer noch wahnsinnig machen. Weil ich eben auch ein Selbstbewusstsein habe, das aufbegehrt.
LG Lena
Betreff: Re: Fragen und Antworten
05.01. 16:52
Liebe Lena,
ja, Du hast natürlich recht, man muß es etwas differenzierter sehen. Verstehe ich.
LG Johann
Betreff: Re: Fragen und Antworten
05.01. 23:39
Du hattest mir bisher noch nicht einmal bestätigt, dass Deine Frau die gleiche Frau ist, von der mir Sonja berichtet hatte… Aber dann scheint meine Vermutung, wie Dein Leben so weiter gelaufen ist, gar nicht so verkehrt gewesen zu sein. Dann war es doch wahrscheinlich wirklich so, dass Du für sie mit Constanze Schluss gemacht hast (so ganz aktiv…)
Den Namen hatte mir Sonja entweder nicht gesagt oder ich habe es schon nicht mehr gehört, weil ich wahrscheinlich fast ohnmächtig geworden bin nach der Nachricht… Sonja war wirklich ein Gefühlstrampel, was das anging. Hat mir noch naiv dazu gesagt, dass Du jetzt endlich eine Nette gefunden hättest, die gut zu Dir passen würde, weil sie ja in Deinem Alter sei… Immerhin hat sie sich dafür mal später bei mir entschuldigt, späte Einsicht. Ich hatte nach dem Physikum den Kontakt zu ihr und der damit verbundenen Mediziner-Clique abgebrochen, weil ich diese naiven Klein-Mädchen-Kommentare nicht weiter ertragen konnte… Und dann traf ich sie später in D. wieder - sie in der Gynäkologie, ich in der Anästhesie…
> Nun suchst Du ständig nach direkten oder indirekten Hinweisen dafür, ob ich ein Wiederholungstäter bin ... < > Und was kümmert Dich Thailand. Was hat das mit Dir und mit uns zu tun? <
Das sind wieder mal typische Johann-Ausweich-Sätze. Alles schön offen lassen. Da kann ich mir jetzt aussuchen, ob ich den bad guy oder den good guy sehen möchte … Wenn Du der Wiederholungstäter bist, dann könnte ich leichter einen Schlussstrich ziehen ;-) Von daher ist das schon von großer Relevanz für mich. Aber da ich Dir das jetzt geschrieben habe, würde ich Dir auch nicht mehr glauben, wenn Du es später doch noch mal konkret abstreiten solltest … ;-)
> Warum siehst Du Dich gleich als Nebengespielin? Du bist und warst immer eine gleichberechtigte und aus meiner Sicht auch durchaus selbstbewußte Frau; … <
Da verdrehst Du aber was. Ich schreibe, dass ich keine Hauptgespielin sein kann, da wir nun mal in anderen Leben verankert sind. Hauptgespielin und unzerstörtes Familienleben passen eben hier nicht zusammen, wie Du treffend festgestellt hast. Zu Deiner "Hauptgespielin" kannst Du mich doch also gar nicht machen, der Zug ist vor über 15 Jahren abgefahren ... Ich finde nicht, dass ich mich jetzt klein mache, da kann man doch eigentlich schon eine durchaus selbstbewusste und emanzipierte Frau raushören, die eben gleichberechtigt leben möchte und nicht zusätzlich in einer virtuellen Blase ein zweites Dasein fristen möchte. Ich ärgere mich einfach immer wieder darüber, dass ich einen Nebenschauplatz eröffnet habe, bei dem ich es gerade nicht schaffe, ihn zu beenden ...
Schlaf gut