Crack

Betreff: Crack

19.03.   07:34

Crack ist doch der Stoff, von dem man schon nach zwei- bis dreimaligem Konsum abhängig wird. Bei Dir besteht offensichtlich ein vergleichbares Abhängigkeitspotential. Du bist allerdings noch heimtückischer, weil man Dir die Gefährlichkeit nicht sofort ansehen kann und anfangs leicht glauben kann, es mt einem handelsüblichen Rauschmittel zu tun zu haben. Besonders im Umgang mit stärkeren Drogen Vertraute unterschätzen die Brisanz des Mittels deshalb sicher regelmäßig und wiegen sich in der trügerischen Gewißheit, alles im Griff zu haben. Scheißdreck, ich hätte die Finger davon lassen sollen, habe schon jetzt deutliche Entzugssymptome: Schlaflosigkeit, Unruhe, Zwangsgedanken, taktile und visuelle Halluzinatio­nen, Sehnsucht gepaart mit heftigem Vermissen. Die Symptomatik tritt in einer Umgebung, die an den vorangegangenen Konsum erinnert (Hotelzimmer), besonders heftig in Erscheinung. Hinzu kommt das ausgeprägte substanzspezifische Langzeitgedächtnis: auch wenn die letzten Einnahmen über ein Jahr­zehnt zurückliegen, werden die eingebrannten neuronalen Reiz-Reaktionsmuster sofort wieder reakti­viert und beschleunigen das Auftreten einer unmittelbaren Abhängigkeit. Nur wenige schaffen es deshalb, die Substanz kontrolliert einzusetzen; die meisten gehen früher oder später daran zu Grunde ...

 

 

Betreff: Re: Crack

19.03.   08:26

Du kannst echt sehr süß und unterhaltsam schreiben ...

Falls es Dir ein Trost ist: mir geht es ähnlich, anscheinend haben sich da zwei Abhängige gefunden.

Aber eigentlich kann das gar nicht sein, auf meinem bisherigen Weg habe ich keine Opfer am Straßen­rand zurückgelassen ... Ich dachte, dass das eher eines Deiner Merkmale sein könnte ...

 

 

Betreff: Re: Crack

19.03.   08:44

Mit Rauschgift hat mich noch niemand verglichen. Ich nehme das jetzt einfach mal als Kompliment ... ;-)

 

 

Betreff: Re: Crack

19.03.   09:50

Ja, genauso war es gemeint :-)

 

 

Betreff: Früher Tod

19.03.   13:27

als ich gestern Abend im Hotel spät noch Nachrichten geschaut habe und von Guidos Tod erfuhr, war ich doch ziemlich berührt. Ich dachte, er hätte es gepackt. Auf der Fahrt nach B. lese ich gerade die diver­sen Nachrufe. Er war ja nur sieben Jahre älter als ich. Ein bißchen mulmig wird einem bei solchen Ereig­nissen doch immer. Auch wenn man ja eigentlich weiß, wie fragil und unvorhersehbar das Leben ist und wie schnell und überraschend es einen erwischen kann, ist es jedesmal schockierend, wenn das Schicksal wieder zuschlägt und jemanden aus der Mitte des Lebens reist und man dabei erneut eindrücklich vor Augen geführt bekommt, daß es einem selbst auch so ergehen kann. Dann frage ich mich immer, ob ich so lebe, daß mein Leben auch dann bestehen würde, wenn es bald zu Ende wäre. Schwierige Frage. Man beschäftigt sich eigentlich mit viel zu viel Banalitäten und verschenkt kostbare Lebenszeit mit Irrelevan­tem und geht bei der inneren Planung doch unbewußt immer davon aus, daß es insgesamt zumindest siebzig bis achtzig Jahre werden. Aber anders geht es wohl auch nicht. Immer so leben, als ob es morgen schon zu Ende wäre, ist wahrscheinlich unmöglich und viel zu anstrengend. Auch wenn man dann nach­her vielleicht die eine oder andere Beschäftigung und das ganze Nicht-Gemachte bereut. Mit diesen trü­ben Reflexionen wünsche ich Dir ein schönes und vor allem regenerierendes Wochenende.

 

 

Betreff: Re: früher Tod

19.03.   14:19

Hast Du denn eine Idee, was Du auf jeden Fall noch würdest machen wollen? Sind das andere Dinge als die, die sowieso Dein Leben bestimmen? Ich glaube, ich weiß aber ungefähr, was Du meinst.

7 Jahre nur, hm, das hatte ich mir auch nicht so klar gemacht... Mich hat Westerwelles Tod auch berührt, auch wenn ich ihn zu Lebzeiten nie besonders mochte. Aber ich bin immer sehr anfällig, wenn ich solche Schicksale mitbekomme, mir reicht manchmal eine Todesanzeige, um etwas wässrige Augen zu bekom­men... Das war ja auch mit ein Punkt, warum ich erst dachte, dass ich die Finger vom Medizinstudium lassen sollte.

Seit mein Vater gestorben ist, suchen mich diese Fragen nach dem Sinn des Lebens noch etwas öfter heim als vorher. Als Atheistin hat man leider auch nicht so viel, was einen dann wieder aufbauen könnte ...

Hast Du denn das Interview mit Roger Willemsen mal gehört? Da war ich ja auch ziemlich geschockt, als er gestorben ist.