Betreff: crack and alcohol
13.04. 12:52
So, mein Lieber, jetzt habe ich auch noch einmal in meine Kalender geschaut. Außerdem habe ich mir noch einmal die Briefe und Postkarten durchgelesen, die ich von Dir bekommen habe. Das hätte ich alles vielleicht nicht machen sollen, war eine anstrengende Reise in die Vergangenheit, schluck. Hätte ich gar nicht gedacht, aber es war härter als ich es erwartet hätte…
Aber ich habe Dich sogar einmal namentlich gefunden… außerdem habe ich da auch Deinen Geburtstag eingetragen. Hier meine relevanten Einträge:
10.4.: Sonjas Einweihungsparty
17.5.: Johann (!)
18.5.: Picknick (da waren wir glaube ich mit Tusnelda am Kemnader Stausee, sind etwas spazieren gegangen und Du hattest Pciknicksachen mitgebracht)
8.6.: Sonjas Geburtstagsparty (ich glaube, Du warst nicht da?)
16.6.: Sommerfest Studidorf (da erinnere ich mich, dass ich extremes Party-Rauchen betrieben habe und Du meintest, dass man mich glatt für eine Kettenraucherin halten könnte, wenn man mich nicht kennen würde.)
3.7.: meine Geburtstagsfete (da warst Du nicht eingeladen…)
21.10.: Lesung in der Meyerschen (keine Ahnung, was das war und ob wir da zusammen hingegangen sind)
6.11.: da habe ich nur ein * an das Datum gekritzelt…
7.11.: wie schon mal geschrieben: Pizzabrötchen bei Mia
11.2.: K.
19.2.: 20 Uhr K.
10.3.: H. (ich nehme an, dass ich an dem Wochenende zu Dir nach H. gefahren bin?)
4.5.: Mediziner-Party (weiss nicht, ob wir da noch Kontakt hatten)
Das war´s an relevanten Einträgen…
Ostern war vor 16 Jahren Ende April, danach hatten wir uns vermutlich nochmal getroffen oder gesprochen, da ich zu Ostern dieses Prepaid-Handy von meinem Vater geschenkt bekommen hatte (und eigentlich nicht haben wollte…). Und ich weiss noch, dass Du davon ganz begeistert warst und Dir auch so eins kaufen wolltest. Aber ich glaube, die Nummer habe ich nicht mehr bekommen, falls Du es wirklich gekauft haben solltest.
An Deinem Geburtstag vor 17 Jahren warst Du anscheinend mit Deiner Mutter unterwegs - jedenfalls gibt es eine Postkarte, die Du am 6.8. an mich geschrieben hast von Usedom und Du schreibst: „ab morgen wird es dann wohl etwas anstrengender, und das nicht nur wegen meiner Mutter… Immerhin hat uns Tusnelda bisher nicht im Stich gelassen!“ Ich war zu dem Zeitpunkt in meinem Pflegepraktikum in W. … Noch eine interessante Zeile: „… hatten insgesamt - trotz der beiden Kleinkinder - recht erholsamen Badeurlaub am endlos langen Ostseestrand“… Du warst also schon immer kinderbegeistert...
Die Mediziner-Party am 2.12. habe ich gar nicht eingetragen, aber es gibt einen Entschuldigungs-Brief von Dir vom 7.12. wegen Anschmiegen an Jule auf dieser Party: …“Mein dämliches Benehmen am Donnerstag tut mir wirklich leid und ich habe mich dafür auch ziemlich geschämt. Deine ohnehin schlechte Meinung von mir ist einmal mehr bestätigt worden.“… ich glaube, da hast Du mir den Rosen-Strauß geschickt.
Aus den Briefen geht vor allem hervor, dass wir zu diesen Zeitpunkten mal wieder keinen Kontakt hatten und dass die Konstellation ungünstig ist, Du zerrissen etc. Du hast mir zum Geburtstag gratuliert und mir die Sten Getz CD geschenkt in einer Sonderedition, obwohl wir da keinen Kontakt hatten und auch frohe Weihnachten gewünscht, obwohl wir keinen Kontakt mehr hatten zu dem Zeitpunkt („Ich wäre glücklich, wenn Du im neuen Jahr wieder mit mir reden würdest.“ - naja, das habe ich ja dann auch nochmals getan bzw. mehr als das…)
Am 21.10. können wir uns eigentlich nicht gesehen haben, da Du mir am 3.11. geschrieben hast, dass Du lange nichts von Dir hast hören lassen…
Noch ein paar Zitate:
28.6.:
„Ich wünsche Dir, daß Du diesen Tag (meinen Geburtstag) und auch die Fete am Freitag genießen kannst, vor allem aber daß Du etwas mehr an Dich glaubst und Deine Fähigkeiten und Reize selbstbewusster wahrnimmst. Unsere letzte Begegnung auf dem Sommerfest war sehr deprimierend und ich nachher noch sehr traurig. Hätte Dich natürlich am liebsten geküßt und umarmt, aber das ging wohl nicht."
3.11.:
„Unseren letzten Abschied habe ich als sehr traurig in Erinnerung und möchte genausowenig wie Du eine ständige Fortsetzung der aus unserer unseligen Konstellation sich entwickelnden Leiden. Ich hoffe immer, Du kannst mich und mein in Deinen Augen vielleicht schwer verständliches Verhalten manchmal ein bißchen nachvollziehen und verstehen, warum ich es mir damit selbst so schwer mache. Leider werden wir wohl nie erfahren, ob die von uns getroffenen Entscheidungen richtig oder falsch waren, ich jedenfalls fühle mich bei keiner ganz wohl.“...
„Ich glaube, irgendwie wirst Du mir fehlen, hätte Dich gerne weiter um mich gehabt, auch wenn Du das jetzt für wenig glaubwürdig hälst, da ich allem ja eine andere Richtung hätte geben können.“
7.12.:
„Meine derzeitige Orientierungslosigkeit und Unentschlossenheit ist sicher erbärmlich, die vielen Widersprüchlichkeiten meiner Äußerungen empörend, aber sie entsprechen meinem Gemütszustand auch ein wenig. Ich hoffe, daß diesen vielen unangenehmen Eigenschaften auch ein paar angenehmere gegenüberstehen. Auch wenn es immer wieder Augenblicke voll Verzweiflung und Mutlosigkeit gibt: oft liebe ich das Leben auch einfach und freue mich, Menschen wie Dich kennenzulernen. Ich bin dann zuweilen unvernünftig und versuche alles unter einen Hut zu bekommen. Dies funktioniert natürlich nicht und schafft Leid anstatt Glück. Es liegt mir fern, den Eindruck von Beliebigkeit und Austauschbarkeit aller Bekanntschaften zu erzeugen, aber genau dies habe ich wohl erreicht.“
Und ich habe noch einen Brief an Dich gefunden, den ich aber glaube ich nie wirklich abschicken wollte.
„Ich weiß, daß es nie etwas werden wird mit uns. Ich werde Dir nie vertrauen können."
„Ich kann mich Dir nicht ganz öffnen, sonst hätte ich das Gefühl, daß ich nackt vor Dir stünde, Du mit dem Finger auf mich zeigst und mich auslachst. Also lieber einen ironischen Spruch bringen.“
„Aber es bleibt immer das dumpfe Gefühl, Du tischt mir Lügen auf, triffst Dich mit irgendwem - Du wirkst immer so nüchtern, und ich finde alles zu faszinierend, so daß ich gar nicht so nüchtern bin. Warum ist alles so vertraut, so selbstverständlich, wenn ich mit Dir zusammen bin?! - obwohl uns Welten trennen.“
„Diese Geschichte wird mir wohl immer ein Rätsel bleiben."
Jetzt weisst Du vielleicht, warum diese Reise in die Vergangenheit ganz schön anstrengend war… haben wir uns irgendwie verändert?
So, schnell alles wieder wegpacken…
Liebe Grüße
Lena
www.youtube.com/watch?v=SaeLKhRnkhQ&nohtml5=False
Betreff: Re: crack and alcohol
13.04. 14:21
Das ist schon sehr interessant mit den Hormonen … vielen Dank für den Link, der Artikel wäre mir sonst wohl durchgegangen.
In Versuchen mit Ratten wurde herausgefunden, dass Vasopressin bei den Weibchen das mütterliche Fürsorgeverhalten erheblich verstärkt. Bei Männern vermindert es Ängste und verbessert das Sozialverhalten. Männer erzeugen beim Sex geringe Mengen Oxytocin und große Mengen von Vasopressin.
Und was lernen wir daraus? Viel Sex haben! ;-)
Betreff: Re: crack and alcohol
13.04. 14:40
Liebe Lena,
wie interessant. Erwartungsgemäß ist Deine Recherche ergiebiger als meine (ich hatte allerdings auch noch nicht nach alten Briefen und Postkarten geschaut). Schade, daß ich heute nicht auch frei habe, ich würde mich jetzt gerne damit beschäftigen, muss das aber auf heute Abend verschieben. Vielen Dank schon mal und bis später.
Betreff: Re: crack and alcohol
13.04. 14:43
ich hatte mir den Artikel gar nicht durchgelesen. Aber Du hast ja die (erfreuliche) Botschaft und Konsequenz von allem schon mitgeliefert. Können wir gerne machen ;-)
Betreff: Re: crack and alcohol
13.04. 15:58
> haben wir uns irgendwie verändert? <
Ich fürchte, tatsächlich nicht sehr viel ...
Aber einen Unterschied gibt es doch: Wir haben uns in den letzten acht (!) Monaten noch kein einziges Mal getrennt ;-)
Betreff: Re: crack and alcohol
13.04. 18:16
Stimmt, das ist einzigartig und unglaublich... ;-)
Betreff: Re: Hormone
13.04. 18:16
Na dann - wann und wo...? ;-)
Du schickst mir Artikel, die Du gar nicht gelesen hast...?
Betreff: Re: Hormone
13.04. 19:14
> Na dann - wann und wo...? ;-) <
Als Gentleman überlasse ich Dir Zeit und Ort.
> Du schickst mir Artikel, die Du gar nicht gelesen hast...? <
Mir haben schon Überschrift und Bilder gereicht, um zu vermuten, daß das irgendwie passt. Die Details wollte ich gar nicht mehr wissen ;-)
> Wie stehst Du eigentlich zu Deinem Vater und seinem Verhalten? … <
Oh, ob ich über meinen Vater viel sagen kann, weiß ich nicht. Muß mal überlegen, was mir dazu einfällt. Wenn was bei rauskommt, laß ich es Dich wissen. Aber wenn Du nach Verhalten fragst, interessiert Dich wahrscheinlich sowieso nur die Affäre (falls man das so nennen kann) mit meiner Mutter, stimmts?
Betreff: Re: crack and alcohol
13.04. 22:07
Liebste,
das ist ja alles fürchterlich! Erstmal vielen, vielen Dank für diese ausführliche Recherche und alles, was Du dabei zu Tage gefördert hast. Ich kann Dir versichern, daß mich dieser Trip in die Vergangenheit auch sehr bewegt. Es ist wirklich ziemlich emotional, auch wenn ich statt konkreter Erinnerungen oft nur so ein atmosphärisches Gefühl habe ... Die für mich gute Nachricht ist ja, daß Du diese Briefe und Postkarten überhaupt aufbewahrt hast und nicht alles in einem Zornesanfall vernichtet wurde ... Von Dir müßte es doch auch noch schriftliche Mitteilungen geben. Am Wochenende werde ich mal suchen …
Vieles erscheint mir reichlich kurios und einiges verstehe ich heute gar nicht mehr richtig. Warum zum Beispiel hatten wir an Deinem Geburtstag, also relativ kurze Zeit, nachdem wir uns kennengelernt hatten, schon keinen Kontakt mehr? Wie traurig, daß ich an dem Tag nicht bei Dir war und nachher auf der Fete. Was war denn da immer los? Die Situation war nicht einfach, aber warum immer Trennung? Wir haben uns doch abgesehen vom Grundproblem gut verstanden. Von wem ging das aus? Und was war der Anlaß für die große Krise im Oktober und November? Ging es immer nur um Constanze?
Warum glaubte ich, daß Du sowieso eine schlechte Meinung von mir hast und warum meintest Du, daß Du mir wohl niemals vertrauen kannst? Warum dachtest Du, ich würde Dich immer belügen oder sogar, ich würde Dich auslachen? Das klingt, als ob ich neben Dir noch andere Affären gehabt hätte, was natürlich Quatsch war. Wirklich super traurig. Warum habe ich diese Zeit eigentlich in guter Erinnerung behalten? Und haben uns wirklich Welten getrennt? Mir wird immer unverständlicher, warum Du Dich überhaupt nochmal gemeldet hast ;-). Immerhin habe ich Dir anscheinend öfters zu erklären versucht, was mit mir los ist. Und was heißt „irgendwie wirst Du mir fehlen“? Hast Du mir etwa nicht ganz doll gefehlt?
Manchmal denke ich, daß ich damals wirklich öfters ein ziemlicher Trottel gewesen bin ...
So, jetzt schau ich aber noch mal die letzten Minuten der zweiten Halbzeit.
Schlaf gut
Kuß