Re: Stimmung

 

 

Betreff: Re: Stimmung

15.04.   12:45

Lieber Johann,

natürlich ist es reiner Pessimismus, der aus mir spricht, wenn ich schreibe, dass ja klar war, dass mein Plan nicht aufgeht.

Ich bin normalerweise nicht die Person, die klar vor Augen hat, wo es hingehen soll, ich bin eher unsicher und kann mich schwer entscheiden, egal, was es ist. Ich war mir vor 5 Jahren ja auch nicht sicher, ob es eine gute Idee ist, ein Kind zu bekommen.

Aber es passt für mich ins Bild, dass mein Lebensentwurf dann eben nicht so aufgeht, wie ich es mir wünsche, wenn ich schon mal konkret einen habe und ein Ziel vor Augen habe… Das kann man nur als Pessimismus deuten. Das steckt tief in mir drinnen. Ich habe über die letzten 15 Jahre gelernt, daran zu arbeiten. Aber ganz bekomme ich das nicht raus. Ich sehe meistens doch erst mal das, was nicht so gut läuft und andere sagen mir dann, was doch eigentlich alles bisher gut gelaufen ist. (Das Glas ist halb voll oder halb leer…) Meistens ist das, was ganz gut gelaufen ist, mehr als das, was schief läuft, das stimmt schon. Die Schriftstellerin Colette trifft es da mit ihrem Satz wohl ganz gut. Es klingt aber so, als ob Du da zumindest manchmal ähnlich gestrickt bist, so dass Du die Denkweise ja vielleicht ansatzweise nachvollziehen kannst. Allerdings finde ich es bei Dir spannend, dass Du solche Unsicherheiten und Anleitungen zum Unglücklichsein mit einer ordentlichen Portion Optimismus kombinieren kannst.

> Vielleicht solltest Du einfach Nichts erwarten und versuchen, Dich jeden Monat mental darauf einzustellen, daß es nicht klappen wird. Dann ist die Enttäuschung vielleicht ein bißchen kleiner und die Freude umso größer, wenn es dann doch anders kommt (leicht gesagt, ich weiß). <

Das ist genau die Einstellung, mit der ich damals in der Pubertät zu dem Schluss gekommen bin, dass Pessimismus doch eigentlich ganz gut ist - erst mal nichts erwarten und sich dann freuen, wenn es doch klappt. Leider ist es nicht so einfach… Und in diesem speziellen Fall funktioniert das bei mir überhaupt nicht. Ich erwarte mittlerweile ja schon nichts mehr und versuche mich darauf einzustellen, dass das Unvermeidliche wieder eintritt, breche aber trotzdem jeden Monat aufs Neue zusammen.

Ich habe sogar schon einen Termin beim Jugendamt ausgemacht, um mich über Adoption zu informieren. Es ist nicht so, dass ich nicht versuche, irgendwie aus dem Kreislauf auszubrechen. Vielleicht ist dieser Aktionismus aber auch reine Verzweiflung. Bin gespannt, was wir da so erfahren. Allerdings ist es wohl eher schwierig zu adoptieren (Säuglinge sowieso wohl kaum), meistens sind es wohl eher Pflegekinder, die vermittelt werden (die ja dann zumindest theoretisch wieder zu ihren eigenen Eltern zurückkehren könnten). Und das Verfahren dauert mindestens 6 Monate, in denen man wohl eingehend geprüft wird, ob man geeignet ist.

Trotzdem merke ich immer wieder, dass ich das Thema "kein eigenes zweites Kind" noch nicht akzeptieren kann, ich bin mental noch nicht so weit, obwohl mir eine innere Stimme ständig zuflüstern will, dass meine Zeit dafür wohl abgelaufen ist. Es ist gerade wirklich sehr harte Arbeit, meine Gedanken in den Griff zu bekommen. Vermeintliche Aufmunterungen können bei mir im Moment schnell nach hinten los gehen und gar nicht tröstend sein: die Aufmunterung, dass ich doch froh sein kann, dass ich wenigstens ein tolles Kind habe, habe ich auch schon zu hören bekommen. Das hat mich aber nicht aufgebaut, sondern etwas wütend und noch unglücklicher gemacht, da ich das Gefühl hatte, dass ich indirekt vorgeworfen bekomme, undankbar zu sein… (damit meine ich nicht Deine Mail - die fand ich sehr lieb und aufbauend geschrieben; vielleicht auch deshalb, weil ich das Gefühl habe, dass Du es irgendwie verstehen kannst)

> Denkst Du denn, daß diese Insuffizienzgefühle qualitativ etwas ganz anderes sind als das, was alle Frauen in jedem Fall ein paar Jahre später erleben, wenn es mit der Fruchtbarkeit definitiv vorbei ist (oder nach einer Hysterektomie) <

Für mich gibt es da schon einen Unterschied. Wahrscheinlich sind die Wechseljahre auch hart, aber ich bin in einem Alter, in dem ich noch normal funktionieren könnte, auch wenn die Statistiken sagen, dass es rapide bergab geht mit der Fruchtbarkeit. Da schlägt dann auch wieder der Pessimismus zu: war ja klar, dass ICH in dem Alter die Statistik bestätige, während so viele um mich herum mit Ende Dreißig/Anfang Vierzig noch fleißig Kinder bekommen können… Ich kann mich dann darüber ärgern, dass ich so lange gebraucht habe, bis ich für ein Kind bereit war. Auf der anderen Seite ist aber ja auch gar nicht klar, ob ich jetzt glücklicher wäre, wenn ich mit 25 das erste Kind bekommen hätte. Vielleicht wäre ich dem Ganzen da noch nicht gewachsen gewesen und hätte dann das Gefühl gehabt, dass ich mich nicht richtig hätte verwirklichen können, weil ich nicht auf Parties und Konzerte hätte gehen können etc., wer weiss… schwer zu sagen und ändern lässt es sich ja nun auch nicht mehr.

Ich muss zugeben, dass ich mich auch schon mal in letzter Zeit gefragt habe, wie es wohl mit uns hätte weitergehen können. Vielleicht hättest Du mich ja belatschert und ich wäre mit Anfang Dreißig tatsächlich dreifache Mutter gewesen... Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass ich damit nicht total glücklich geworden wäre, vor allem, wenn ich bedenke, dass Du Dich ja anscheinend nicht so wirklich in die Kinderbetreuung einbringst/einbringen kannst und viel auf der Arbeit bzw. dienstlich unterwegs bist…

> aber ich denke ja manchmal genauso: ich bin unfähig, lebensuntüchtig, die bei anderen einfachsten und selbstverständlichsten Dinge gelingen mir nicht, etc. < > Ich kann dann auch neidisch auf meinen Bruder sein, wenn ich denke, daß er vieles hat, was ich bisher nicht erreichte (Berlin, 5 Kinder, eigene Wohnung, Ferienhaus …). <

Als ich letztes Jahr nach und nach erfahren habe, wie es Dir so in den letzten Jahren ergangen ist, dachte ich ja, dass Du total Glück gehabt hast im Leben und wahrscheinlich total zufrieden bist. Du bist erfolgreich im Job, hast es bis zum Professor gebracht, hast zwei Kinder, wohnst in einem Haus mit Garten, in dem die Kinder rumspringen und Du es Dir in der Hängematte gemütlich machst - Dir muss es gut gehen…

Ich werde es leider wahrscheinlich noch nicht mal zu einem Doktortitel bringen (mehr Leidenschaft und Ehrgeiz habe ich in meinem Beruf aber eh nicht wirklich, was Karriere angeht, aber das mit dem Titel ärgert mich zuweilen schon…), meine Familienplanung sieht nicht so rosig aus und eine Wohnung oder Haus mit Garten werde ich wohl auch erst mal so schnell nicht erreichen…

Du hast also auch schon viel erreicht im Leben, Du kannst also gar nicht unfähig und lebensuntüchtig sein, siehst es aber manchmal anscheinend auch nicht. Immerhin schaffst Du es aber anscheinend besser als ich, Dir das dann auch immer wieder bewusst zu machen. Ich schaffe das zwar auch, aber alleine das Bewusstsein dafür macht mich erst mal nicht glücklicher. Etwas von Deiner optimistischen Seite hätte ich auch gerne… ;-)

> Mir geht es doch ähnlich: ich wollte immer mindetens drei Kinder und nun sind es nur zwei. Und das macht mich manchmal auch richtig unzufrieden und ich denke, ich habe mich da nicht verwirklicht. <

Tja, aus meiner Perspektive hast Du Dich da ja schon gut verwirklicht, aber es ist wohl eben alles eine Frage der Perspektive…

Ich finde es immer wieder interessant, dass Du so denkst, weil ich Dich bisher nie so als den typischen kinderverrückten Typ gesehen habe und es mich deshalb immer wieder erstaunt, dass es Dich unglücklich machen kann, dass Du nur zwei statt drei Kinder hast. Manchmal wünsche ich mir, dass ich mal Mäuschen spielen dürfte, wenn Du etwas mit Deinen Kindern machst, um Dich als Papa mal in Aktion zu erleben. Aber ich fürchte, dass ich dann vielleicht etwas eifersüchtig werden könnte…

Du hast mal geschrieben, dass Du Kinder gerne um Dich hast, aber jetzt auch nicht ständig aktiv was mit ihnen machen müsstest und sie sich auch gerne mal alleine beschäftigen dürften und sonntags morgens nicht mit Dir zu rechnen ist, weil Du Zeitung lesen musst. Kannst Du beschreiben, was Deiner Meinung nach anders oder besser wäre, wenn Du noch ein Drittes hättest? Nach allem, was ich in den letzten Monaten so erfahren habe, würde ich mir eher vorstellen, dass Sarah hauptsächlich was von den drei Kindern hätte bzw. den Alltag mit ihnen erlebt, während Du weiter viel arbeiten würdest. Bitte nicht in den falschen Hals bekommen, ist nicht als Kritik gemeint! (Und ich weiss: es ist ein schwieriges Thema, wenn man gerade selbst jammert, dass man nicht zufrieden ist mit der Anzahl der Kinder.) Es würde mich nur interessieren, warum Du denkst, dass drei Kinder besser sind als zwei. Vielleicht geht das in dieselbe Richtung wie Dein Vorschlag, dass ich mir überlegen könnte, was ich nun für Möglichkeiten habe, wenn es bei einem Kind bleibt. Das Schlimme: Ich kann mir gerade keine Vorteile vorstellen. Das bringt mich dann nur wieder auf das Thema Arbeit und berufliche Veränderungen… Und ich fände es schon auch schade, wenn Linus ein verwöhntes Einzelkind bliebe, das immer von den Eltern bespaßt werden will und vielleicht schlechter lernt, dass es auch noch andere neben ihm gibt, die Bedürfnisse und Wünsche haben… (im Moment kann er wieder ganz schön auf Diva machen, die nicht alleine spielen möchte und sofort eingeschnappt ist, wenn es nicht so läuft, wie sie sich das vorstellt…genau dann denke ich immer, dass ein Geschwisterkind auch für ihn gut wäre. Ist aber wahrscheinlich reine Selbstkasteiung von mir).

> Nie zufrieden sein mit dem, was man hat und immer seine Wünsche durch sein soziales Umfeld normieren lassen.<

Ja, ich weiss, das ist natürlich auch immer mein Problem - nie zufrieden sein, mit dem, was man hat. Ich arbeite leider wirklich immer zu viel an meinen Wunschvorstellungen anstatt Erreichtes wertzuschätzen. Aber was meinst Du mit „seine Wünsche durch sein soziales Umfeld normieren lassen“? Du kannst ja nicht Sarah meinen, die nicht mehr als zwei haben wollte? Oder hattest Du das Gefühl, dass drei Kinder als asozial gelten? Oder ist das einfach allgemein auf alle Lebensbereiche bezogen?

> Wo ich doch zwei sehr gut geratene Kinder habe, die mich glücklich machen sollten. <

Bei diesem Satz bin ich etwas zusammengezuckt wegen des „sollten“. Es klingt ein bisschen so, als wäre dem nicht so und Du hast die Vorstellung, dass nur ein drittes Kind Deinem Familienleben eine positive Wendung geben könnte. Linus macht mich auch alleine glücklich, selbst wenn ich mir eine größere Familie wünsche. Ich hoffe, Anna und Artur machen Dich schon glücklich!?

> Ich habe natürlich den biologischen Vorteil, zumindest den Kinderwunsch potentiell noch lange realisieren zu können, aber wahrscheinlich wird es ja eher nicht dazu kommen ... <

Du hattest schon einmal geschrieben, dass es mit dem dritten wohl nicht klappt, mit dem Zusatz „zumindest in dieser Konstellation“. Wahrscheinlich kommt da einfach wieder mal Deine optimistische Rangehensweise raus, aber es klingt fast so, als würdest Du glatt darüber nachdenken, wenn die richtige Jüngere in Deinem Leben auftaucht … (ich muss Dich da ja enttäuschen… ;-)  ) Heile Welt mit drei Kindern wäre das aber nun auch nicht…

Was meine Arbeit angeht, so sollte ich jetzt vielleicht nicht zu viel darüber schreiben, denn ich bin gerade eh wieder total frustriert, da ich am Sonntag zum zweiten Mal in diesem Monat kurzfristig einen Dienst von einer Kollegin übernehmen muss. Ich habe zwar eigentlich eine lange geplante Verabredung, aber keine Eintrittskarte oder ähnliches und die anderen sind ja durch noch mehr Dienste belastet, während ich einigermaßen geschont werde, weil ich manche Dienste aus organisatorischen Gründen nicht mitmachen kann. Das verstehe ich zwar, aber ich hasse es trotzdem, wenn ich weiss, dass ich mindestens 25 Stunden in der Klinik „eingesperrt“ sein werde anstatt was Nettes mit der Familie und Freunden machen zu können. Dann wird mir immer bewusst, wie wenig ich in meinem Job aufgehe. Ich bewundere alle Leute, die sagen können, dass ihr Job sie erfüllt. Das macht mich auch immer wieder traurig, weil ich für mich anscheinend nichts finde, was dieses Gefühl auslösen könnte. Hängt vielleicht wieder damit zusammen, dass ich nie richtig zufrieden sein kann mit dem, was ich erreicht habe...

> Niemand wird Dich zwingen, die jetzige Tätigkeit ewig zu machen, Du kannst die Dinge jederzeit ändern. <

Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Dinge jederzeit ändern kann. Dann könnte ich mich ja jetzt auch einfach mal umschauen, was es sonst noch so für Möglichkeiten gibt. Aber da schreibst Du ja selbst, dass es jetzt vielleicht nicht der beste Zeitpunkt ist. Also wann ist der? Wahrscheinlich dann, wenn der Leidensdruck so hoch ist, dass man einfach etwas verändern will und deshalb auch bereit ist, viel zu wagen, egal ob der Zeitpunkt passt oder nicht. Wahrscheinlich bin ich eigentlich kurz davor. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich an einem anderen, kleineren Krankenhaus wirklich glücklicher wäre. Auch dort gibt es Dienste, Überstunden und kaputte Wochenenden. Jetzt in die Selbstständigkeit wechseln zu wollen und zum Beispiel ambulante OPs betreuen, ist vielleicht auch keine gute Idee, solange nicht hundertprozentig klar ist, wie es familientechnisch weitergehen wird. 

> Vor lauter Überlegen, was alles besser sein könnte, vergisst man, das Schöne um einen herum zu genießen. <

Damit hast Du wohl recht, ich kann das jedenfalls besonders gut…

So, jetzt habe ich schon wieder ein ellenlange Mail an meinen Ex geschrieben...

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende

Deine Lena

Betreff: Re: Entzug

15.04.   12:48

Von wegen ellenlange Mail über dieses Thema an den Ex:

> Außerdem ist es für mich doch eigentlich nicht so relevant, ob Du ein oder zwei oder noch mehr Kinder hast. Familie bleibt Familie, ob groß oder klein :-). <

Aber ich finde eigentlich, es ist etwas anderes, wenn man gerade die Familie noch aktiv erweitern möchte, als wenn es um einen schon erreichten Zustand geht.

> Nur fällt es mir etwas schwer, mir Dich in schwangerem Zustand vorzustellen (schlimmer Satz). Vielleicht wäre ich dann sogar etwas eifersüchtig ;-). <

Dieser Nachsatz beruhigt mich dann deshalb fast ein bisschen ;-) Ich fürchte, ich wäre schon eifersüchtig, wenn Du jetzt gerade nochmal Vater würdest … zu viel Kopfkino oder so...

Aber Du scheinst ja damit klar zu kommen und verzeihst mir daher hoffentlich die langen Ausführungen der letzten Mail ;-)

Betreff: Re: crack und alkohol

15.04.   12:57

Mein Brief vom Februar vor 16 Jahren zeigt übrigens, wie konsequent ich bei Dir sein konnte - am 11.2. und am 19.2. habe ich dann ja schon wieder persönlich mit Dir in K. diskutiert, wie mein Terminkalender verrät …

Betreff: Re: küss mich bitte

15.04.   13:08

Musste gerade noch einmal an den Film denken. So im Nachhinein trifft er es vielleicht doch ganz gut, auch wenn er schon etwas klamaukig ist. Wie Du schon sagtest: er hat einen wahren Kern. Aber die Protagonisten waren alle kinderlos, das macht einen feinen Unterschied.

So, und jetzt lasse ich Dich mal endlich in Ruhe mit diesen Emails, eigentlich habe ich auch genug anderes zu tun J 

 

Betreff: Re: Stimmung

15.04.   13:32

Liebe Lena,

vielen Dank für den ellenlangen Brief. Sehr lieb, daß Du Dir so viel Zeit nimmst, mir alles zu erläutern. Deine freien Tage haben so auch für mich immer sehr angenehme Aspekte :-). Ich werde Dir auf die Fragen auch noch antworten, aber heute schaffe ich das leider nicht mehr.

LGDJ

 

 

Betreff: Re: crack and alcohol

15.04.   13:55

Liebe Lena,

ja, so wird es gewesen sein. Eine verrückte Zeit. Du hast übrigens eine sehr schöne Handschrift. Da ist es eigentlich schade, daß ich von Dir keine richtigen Briefe bekomme ;-). Natürlich habe ich Deine Briefe und Postkarten noch; warum sollte ich die vernichtet haben (und es werden ja wohl auch keine Neuen dazukommen, da wir jetzt die Mails haben)? Und abgesehen davon schmeiße ich ja wie gesagt sowieso nie was weg. Möglicherweise sind wir beide Sammler, zumindest von bestimmten Dingen. Alles wird irgendwo aufbewahrt, ich finde es nur nicht immer in den vielen Kartons und Kisten ... Mein Briefekarton ist leider ziemlich chaotisch und nicht ganz chronologisch sortiert; die Jahrgänge gehen durcheinander, weil ich immer alles einfach reingestopft habe. Von daher vermute ich auch, daß es noch weitere schriftliche Zeugnisse von Dir gibt, wenn ich genauer suche. Deine Nachrichten waren mit denen von Constanze und anderen vermischt ... (ich hatte mir das nie wieder angeschaut). Ihre hatten aber einen weitaus härteren Grundton als Deine ... Ich sollte mich auch besser nicht zu viel damit beschäftigen. Letztlich warst Du enttäuscht, traurig und wütend und Constanze natürlich auch. Die Unentschlossenheit hat natürlich keinem etwas gebracht. Ich kann mich nur damit entschuldigen, daß es keine Absicht war, sondern wirklich ein schwer lösbarer Konflikt für mich. Für die Details verweise ich auf unsere Korrespondenz im August ...

Ich könnte sagen, daß ich im Nachhinein vieles anders hätte machen sollen. Und ich hätte mutiger sein sollen. Aber das sagt sich so leicht. Und wenn ich uns gerade wieder so betrachte, kann man ja auch nicht sagen, daß unser Verhalten jetzt durch besonders viel Logik, Entschlossenheit und Vernunft gekennzeichnet ist. Wir machen schon wieder Dinge, die man eigentlich nicht machen sollte. Grau ist eben alle Theorie ...

Ich schreibe Dir auch noch was zu meinem Vater (wie ich es ja auch schon zum Thema "Papa sein" getan habe :-)), allerdings wird das noch etwas dauern. Fühle mich gerade ziemlich gestresst. Die Zeit bis nach dem Kongress in Berlin ist so voll, daß ich manchmal etwas Schnappatmung bekomme. Ich nehme mir dann immer vor, eine solche Ballung von Terminen und Verpflichtungen zukünftig nicht mehr zuzulassen, aber man kann es manchmal einfach nicht verhindern, vor allem wenn so ungeplante Dinge wie M. dazwischenkommen. Das übernächste Wochenende wird wahrscheinlich für die Vorbereitung auf M. drauf gehen, weil ich es vorher nur ansatzweise hinkriege. Morgen muß ich auch noch mal hier herkommen (dies als kleiner Trost für Deinen Sonntagsdiesnt). Dazu ist Anna gerade grundlos fürchterlich zickig und schwierig, nur im Motz-Modus. Gestern Abend hörte man sie schreiend im Badezimmer, wo sie auf sich, uns und die ganze Welt schimpte, weil sie zum Duschen (unsere Minimalforderung ist 2 mal pro Woche ...) "gezwungen" wurde  ("Ich hasse Euch", "Ich habe Euch noch nie gemocht", "Ich will ausziehen", "Ich will in ein Internat" und ähnlich Erbauliches ...). In der Schule könnte es auch besser laufen, aber sitzen bleiben wird sie wohl nicht ... (in der Grundschule war sie Klassenbeste ...). Von daher werde ich die nächsten Tage mental und zeitlich anderweitig recht absorbiert sein, wodurch meine Schreibfrequenz eventuell leiden wird. Wenn Du also weniger von mir hörst, liegt es daran.

Das Blöde an der Sache ist nur, daß dieses Schreiben bei mir einen gewissen Suchtcharakter entwickelt hat; von daher weiß ich auch noch nicht, ob mangelnde Zeit mich wirklich abhalten wird ;-)

LG

 

Mehr Hase als Häschen und ziemlich nachdenklich,

aber mit stehenden Ohren, wie Du es magst ;-)

 


Betreff: Re: küss mich bitte

15.04.   14:02

Nein, mach ruhig weiter, aber ich muß jetzt wirklich noch was tun.

Ja, natürlich, die hohen Barrieren, die wir aufgebaut haben (räumliche Entfernung, Ehepartner, Kinder) sind der einzige Schutz, den wir haben ... :-) oder :-(

 


Betreff: Re: crack und alkohol

15.04.   14:41

Diese Häschen sind ja schon ganz possierliche Tierchen, gell?! ;-)

Ich habe jetzt auch keine Zeit mehr zum Schreiben (ist vielleicht auch ganz gut so, wahrscheinlich muss ich mich bald rechtfertigen, warum ich so wenig schaffe an meinen freien Tagen…), mein Wochenende ist auch sehr voll. Immerhin machen wir heute Abend noch was Angenehmes. Wir gehen nämlich doch noch auf ein Konzert der Band Motorama (die russische Band, von der ich Dir einen Link geschickt hatte).

Ich werde also auch nicht viel Zeit zum Schreiben haben. Aber das mit dem Suchtcharakter kommt mir irgendwie bekannt vor…

Kuss