Zwiegespräch
Stöpsel: Du.
Ich: Ja.
Stöpsel: Ich bin schon wieder nervös. Eine schreckliche innere Unruhe. Und crescendo.
Ich: Hör auf damit.
Stöpsel: Du weißt doch gar nicht, worum es geht.
Ich: Natürlich weiß ich das.
Stöpsel: Weißt Du nicht.
Ich: Du denkst doch immer an das Gleiche.
Stöpsel: Ich denke gar nicht - ich kann nur fühlen. Das solltest Du eigentlich wissen.
Ich: Dann fühlst Du eben immer das Gleiche.
Stöpsel: Mein Gefühlsleben ist komplexer - auch das solltest Du wissen. Du bekommst wirklich gar nichts mit.
Ich: Oh, ich bekomme sehr viel mit. Das lässt sich ja gar nicht vermeiden, bei dem direkten Draht, den Du zu mir hast ;-).
Stöpsel: Dann ist ja gut. Aber dann solltest Du endlich was unternehmen.
Ich: Da sind mir die Hände gebunden (ha ha).
Stöpsel: Jetzt keine dummen Witze - darum geht es nicht. Das weißt Du ganz genau. Es ist eine ernste Angelegenheit. Mir geht es schlecht.
Ich: Mir auch.
Stöpsel: Dann ändere das.
Ich: Was soll ich ändern?
Stöpsel: Jetzt stell Dich nicht noch doofer. Ich vermisse Rosi.
Ich: Ich vermisse Lena auch.
Stöpsel: Das ist mir egal, solange ich nichts davon habe. Du kannst wenigstens an sie denken. Aber was ist mit mir?
Ich: Stell Dir doch einfach vor, Du wärst in ihr.
Stöpsel: Lächerlich! Zyniker! So funktionier ich nicht! Das bringt mir gar nichts. Ich bin zum Handeln und nicht zum Rumtheoretisieren und Grübeln geschaffen. Vita activa, verstehst Du?
Ich: Ja, verstehe. Meinst Du, mir gefällt das?
Stöpsel: Anscheinend. Du ergötzt Dich an Sehnsucht und Rumwarten. Ich brauche den direkten Körperkontakt.
Ich: Ich auch. Sehr sogar.
Stöpsel: Wirklich? Du kannst ja noch schreiben und reden und dieses ganze abgehobene Zeug.
Ich: Stimmt. Ich habe mehr Optionen als Du.
Stöpsel: Fiesling.
Ich: So kommen wir nicht weiter. Du wirst Dich gedulden müssen.
Stöpsel: Wie viele Tage?
Ich: Vielleicht nur noch sechs.
Stöpsel: Sex?
Ich: Nein, sechs Tage.
Stöpsel: Unmöglich! Das sind mindestens fünf Tage zu lang. Ich vergehe jetzt schon.
Ich: Ich auch. Sehr sogar.
Stöpsel: Glaub ich Dir nicht. Dann würdest Du sie herbeischaffen.
Ich: Ich würde ja so gern, aber es ist komplizierter als Du ahnst.
Stöpsel: Wenigstens ein kleiner Quickie zwischendurch? Morgen zum Beispiel.
Ich: Leider nein.
Stöpsel: Ich vertrockne hier. Schau mich an. Ein Bild des Jammers. Seit Jahren lässt Du mich schon so verhungern. Zu wenig zum Leben, zu viel zum Sterben. Das ist unmenschlich.
Ich: Unphallisch eher ;-).
Stöpsel: Du machst Dich lustig. - Ich bin Dir anscheinend völlig gleichgültig. Aber warte nur: ich kann mich bitter rächen, wenn ich will. Und dann lachst Du nicht mehr, sondern spürst Deine Abhängigkeit ...
Ich: Jetzt werde mal nicht theatralisch. Mir geht es bestimmt viel schlechter, weil ich den Überbau Deiner Rosi noch auf so vielen anderen Ebenen vermisse.
Stöpsel: Davon verstehe ich nichts.
Ich: Stimmt. Wenigstens erkennst Du Deine Grenzen.
Stöpsel: :-(
Ich: :-(
Stöpsel: Ich will sie. Jetzt! Sofort! Right now! Immediately!
Ich: Ich auch. Jetzt und immer!
Stöpsel: Mindestens drei Mal am Tag.
Ich: Viel öfter.
Stöpsel: Angeber.
Ich: Ich meine was ganz anderes ...
Stöpsel: ... - Ich komme mir so nutzlos vor.
Ich: Ich weiß, was Du meinst.
Stöpsel: Dann hilf Du mir zumindest. Versuch, sie zu ersetzen!
Ich: Nicht jetzt.
Stöpsel: Toll. Ersetzen kannst Du sie sowieso nicht, es wäre ein trostloser Ersatz.
Ich: Macht das wirklich einen großen Unterschied für Dich?
Stöpsel: Na hör mal. Du bist echt ein arroganter Chauvi! Meinst Du wirklich, Deine plumpen, kalten, trockenen Hände könnten es auch nur ansatzweiße aufnehmen mit dieser feuchten, warmen, dunklen, elastischen Höhle? Rosi ist was ganz Besonderes, falls Dir das schon mal aufgefallen ist.
Ich: Ist es.
Stöpsel: Die rifflige Vorderwand, das ganze Engumschlossensein, die ganzen Sekrete und Pheromone. Sie ist für mich geschaffen. Und dann noch der sportliche Aspekt. Ich käme ins Schwärmen, wenn mich das nicht sofort melancholisch werden ließe.
Ich: War ja nur eine Frage.
Stöpsel: Eine sehr dämliche Frage. Etwas mehr Empathie wäre nicht verkehrt.
Ich: Du scheinst Dich jedenfalls gut auszukennen.
Stöpsel: Ja, im Umgang mit Rosi bin ich Fachmann ;-). Aber kein Kunststück - hab ja sonst nicht viel zu tun.
Ich: Ja. Spezialisiert zu sein, kann Vorteile haben.
Stöpsel: Im Prinzip schon. Manchen meiner Artgenossen geht es mit dieser Strategie sicher ausgezeichnet. In unserem Fall ist es aber nur ein Nachteil, weil Du beschlossen hast, mich mit dem Vorenthalten meiner Bedürfnisse zu foltern. Erst anfixen und dann wahnsinnig machen mit Restriktionen.
Ich: Soll ich mich um irgendeine Muschi für Dich kümmern? Egal was? Hauptsache, Du hast was zum Rammeln?
Stöpsel: Du bist wirklich ekelhaft - dieses Unterhaltung ist weit unter meinem Niveau.
Ich: Du hast Niveau?
Stöpsel: Ich sag gleich gar nichts mehr.
Ich: Hoffentlich ...
Stöpsel: Du weißt ganz genau, daß ich nur die eine will. Und ich glaube, sie erwidert meine Sympathie.
Ich: Das Gefühl habe ich auch.
Stöpsel: Schön, daß Du auch mal was fühlst.
Ich: Ich fühl sogar sehr viel. Leider zu viel.
Stöpsel: Und noch immer nicht genug. Wenn Du den Überbau so wollen würdest wie ich die Rosi, hätten wir all die Probleme nicht.
Ich: Sei nicht immer so hart zu mir!
Stöpsel: Hart? Habe ich richtig gehört? Schön wärs ... Wann war ich das letzte Mal hart? Deine subtilen Boshaftigkeiten sind kaum noch erträglich. Du spielst auch verbal mit meiner Not.
Ich: Jetzt lenkst Du mit Wortspielchen ab. - Ich glaube, ich will sie sogar noch mehr als Du, auch wenn Du das in Deinen geradlinigen Empfindungen unglaubwürdig finden magst.
Stöpsel: Geradlinig. Es wird immer besser. Kannst Du Deine Wortwahl mal überdenken? - Dabei bin ich nicht mal geradlinig, sondern leicht konkav. Also in dem Zustand, den Du mir nur so selten gönnst ...
Ich: Dann redete Du nächstes Mal mit Rosi und ich mit dem Überbau.
Stöpsel: Das haben wir schon so oft versucht. Trotzdem hat sich nichts geändert. Und das liegt an Dir. Rosi hat mir schon oft versprochen, bei mir zu bleiben. Du hast versagt!
Ich: Steter Tropfen höhlt den Stein ...
Stöpsel: Die Höhle ist ja schon da ....
Ich: Trottel.
Stöpsel: Ich habe meine Hausaufgaben gemacht ...
Ich: Ich finde, ich habe mir auch sehr viel Mühe gegeben. Das Problem ist, daß der Überbau - Rosis Frauchen sozusagen - wesentlich schwieriger zu steuern ist als Deine Angebetete. Sie benötigt mehr Argumente. Und leider denkt sie zu viel ...
Stöpsel: Mmh. - Ich glaube, ich bekomme langsam eine Unterlastungs-Depression. Ich kann mich eigentlich zu nichts mehr aufraffen.
Ich: Aufrichten?
Stöpsel: Laß Deine dummen Anspielungen. Mir ist gerade zum Heulen zumute.
Ich: Mir auch. Immerhin sind wir eine Schicksalsgemeinschaft. Das schweißt zusammen.
Stöpsel: Pah! Als ob wir uns jemals trennen könnten. Ich bin Dir und Deinen - leider unterentwickelten - Bindungsfähigkeiten ausgeliefert.
Ich: Jetzt reicht es aber - ich bin doch nicht an allem schuld!
Stöpsel: Die Arbeitsteilung ist doch klar und einfach: Du Konspiration, ich Kopulation.
Ich: Es gibt aber noch andere körperliche Interaktionen als die Kopulation. Und auf die bist Du schließlich auch angewiesen, damit es Dir gut geht. Darüber könnte ich auch ins Schwärmen geraten, aber ich will Dich mit entsprechenden Details jetzt nicht stimulieren und mir weitere Vorwürfe über unerfüllte Bedürfnisse anhören.
Stöpsel: Das entkräftet meine Argumente keineswegs.
Ich: Du denkst wirklich nur an Dich.
Stöpsel: Das ist mein gutes Recht - ich habe ja sonst nichts. Und Dir geht es auch besser, wenn ich mich wohl fühle und artgerecht gehalten werde.
Ich: Artgerecht ...
Stöpsel: Jawohl!
Ich: Wie definierst Du das denn?
Stöpsel: Mindestens mehrmals am Tag mit der Muschi meiner Wahl - also Rosi.
Ich: Das wäre aber mehr als artgerecht. Diese Frequenz entspricht sicher nicht dem Durchschnitt.
Stöpsel: Das hängt von der Qualität der Beziehung ab.
Ich: Ach so.
Stöpsel: Ich kenne Rosi ja schon etwas länger und spüre einfach, daß es gut funktioniert mit uns Beiden. Wir passen einfach perfekt zusammen. Schlüssel und Schloß ...
Ich: Da gebe ich Dir ausnahmsweise recht; den Eindruck habe ich auch und es freut mich für Euch beide. Kommt mir ja auch zugute, Eure enge Bindung.
Stöpsel: Genau. Aber umsonst bekommt man das nicht.
Ich: Trotzdem: auf Dauer könnte es Dich langweilen, immer nur mit der Einen zu verkehren.
Stöpsel: Ausgeschlossen - ich brauche nur sie!
Ich: Na gut - mir geht es mit ihrem Frauchen ja genauso. Dann passt das.
Stöpsel: :-)
Ich: Aber schon rein physisch würdest Du diese Frequenz nicht lange durchhalten. Sei froh, dass ich Dir immer wieder längere Auszeiten verschaffe zu Erholung.
Stöpsel: Ich wußte, dass Du irgendwann damit kommst, um Deine Unfähigkeit zu kaschieren. Dann probiere es mal aus - und falls Du Recht hast und es mir zu viel wird, will ich für immer schweigen ...
Ich: Sehr witzig - als ob Du Dich jemals mit dieser Situation abfinden wirst, solange Du noch über eine zumindest rudimentäre Schwellkraft verfügst.
Stöpsel: Jetzt werd nicht gleich wieder persönlich und verletzend. Natürlich werde ich nicht jünger - aber anziehender wirst Du mit dem Alter auch nicht. Das unterstreicht nur meine Bitte - nein, meine Aufforderung an Dich, endlich was zu ändern! Solange wir noch was davon haben!
Ich: Mein Lieber, das würde ich ja auch so gerne. Immerhin habe ich noch nicht aufgegeben, und das ist eine Leistung, finde ich. Die auch Dir zugute kommt. Besser selten und heftig, als gar nicht ...
Stöpsel: Du kannst Dir wirklich alles schön quatschen ...
Ich: Ich glaube, Du schläfst jetzt besser wieder ein bißchen ...
Stöpsel: Das tue ich doch sowieso fast den ganzen Tag.
Ich: Eben. Routinen können bei der Krisenbewältigung hilfreich sein.
Stöpsel: Es ist tatsächlich sinnlos, mit Dir zu diskutieren. Ich zieh mich jetzt wirklich zurück. Weck mich wenigstens, wenn es etwas Aufregendes zu erleben gibt.
Ich: Mach ich. Spätestens in sechs Tagen. Aber das merkst Du dann schon von alleine.
Stöpsel: Schäm Dich, Du alter Schwanzschinder! Du bleibst aber wach und überlegst Dir, wie Du die Kuh vom Eis bekommst!
Ich: Mach ich. Gute Nacht!