Ich habe mich in der vollen Stadt mal für ein Stündchen zum Lesen in ein Cafe zurückgezogen. Das anzügliche Buch ist tatsächlich spannend, anhaltend gut und geistreich. Es geht auch weiterhin viel um Zwischenmenschliches in ganz verschiedenen gesellschaftlichen Berliner Milieus, aber nicht nur um Körperliches, sondern auch um Schönheit, Anmut und große Gefühle :-). Und immer wieder liest man zauberhafte Sätze wie diese:
"Du kannst Dir nicht vorstellen, wie ein Mann das fühlt - er will Dich; er muß Dich wollen, er kann nicht ablassen, ehe er Dich hat. Und wenn Du ihn nicht so unbedingt und alle Hindernisse niedertretend willst, so willst Du nicht so geliebt sein, wie gerade Du vor allen anderen geliebt und erkämpft werden mußt."
"Ich will doch nur hören, daß Du mich liebst. Ich kann es nicht oft genug hören. Ich reize Dich dazu durch Widerspruch. Wenn es total unvernünftig ist, daß wir uns gegenseitig in Stücke machen, so ist es darum nicht weniger schön. Ich bin entschlossen, die Welt wertvoller zu machen, ohne daß es sie einen Pfennig kosten soll. Und da Du zur Welt gehörst, und jetzt eben meine Welt bist, auch Dich. Du weißt nicht, wie mir zu Mute ist durch Dich. Du schraubst mich so hoch, wie ich überhaupt brennen kann. Du bist über mich ausgebreitet wie ein neuer Firnis über ein Bild, von dem erst jetzt alle hineingeschlüpften Farben herauskommen. Du machst bei mir so ungeheuer Strom an, daß ich mich treiben muß. Ich kann Dich nicht in Ruhe lassen."
"Ich bin sinnlos in Dich verliebt und in Bezug auf alles, was Dich betrifft, reizbar bis zur Unzurechnungsfähigkeit. Begreife doch, daß ich in einem anormalen Zustande bin, in dem Dein Mund mir ein vergötterter Inbegriff des Rausches und Geheimnisses ist. Sei doch zufrieden, mich rasend gemacht zu haben, das ist Dein gutes Recht. Ich kann nicht gleichzeitig und auf dem gleichen Punkt, Deinen Lippen, Idolatrie treiben und Bonhomie. Glaube nicht, daß Du mich los wirst. Ich hänge an Dir wie die Spinne im eigenen Netz. Ich lebe von Dir, webe an Dir, laufe an Dir und Du bist mein Haus und mein Weg."
„Die reiche weibliche Wärme ihres Wesens wurde, je weiter der Abend fortschritt, um so atmosphärischer. Ich, der ich nie etwas Ähnliches an Entdeckung und Beseligung erlebt hatte, fühlte mich total weltentrückt und auf Götterstufen erhoben.“
„Ich kam schweißbedeckt aus der Telephonzelle. Die Vorstellung ihrer Stimme ohne ihre Anwesenheit hatte mich enerviert. Im Augenblicke, in dem ich sie hatte sprechen hören, hatte der Phallus geantwortet. Sie hatte eine absolute Gewalt über mich.“
"Ich hatte ein Boot grmietet. ... Sie hatte ein Tuch um die Haare gebunden, ihre wunderbare Gestalt, gestreckt und gelöst, wurde eins mit dem Abendgold, im Osten stand der Mond weissgelb wie Schimmel. Ich warf die Kleider ab, ließ mich ins dunkle Wasser gleiten, das nach dem Sonnentage überraschend warm war und umschwamm das Boot. Es waren Minuten, wert sofort dafür zu sterben. Dann schwang ich mich wieder ins Boot, ruderte mich rasch trocken und schlüpfte in die Kleider zurück. Wir saßen einander gegenüber wie Verzauberte. Das auch dies noch sich in das Fest gefügt hatte, eine solche Stunde, war die Glückszuwage gewesen, die das Glas zum Überfließen brachte. Ich sah dem Schimmer ihrer Augen die Beredsamkeit an, die den stummgewordenen schönen Lippen entflogen schien, ließ die Ruder fahren und fühlte mich vollkommen überwältigt. Ich ging von der Ruderbank vorwärts vor sie in die Knie, beugte mich tief und küßte ihre beiden Hände. Ihr Kopf kam vorwärts und berührte den meinen, ich blickte auf und in ihre Augen, unsere Herzen gingen über, wir griffen einander nach den Wangen und liebkosten einander ohne Wort und ohne Kuß; die Zärtlichkeit war zu sprengend und ungeheuer für beide. "Zu schön" sagte sie, "das Leben ist zu himmlisch. Ich liebe diese Stupse der Realität, die einen dicken Punkt mitten in unsern Wahnsinn setzen. Wenn das Gefühl nicht von der Materie interpungiert würde, divagierte es ins Unlesbare. Ach Du Irrsinniger. Wenn ich nicht irisch wäre, so würde ich jetzt auf Deutsch fragen, "was soll denn daraus werden, es hat ja alles keinen Sinn". "Ja" sagte ich, "das sagen diese Bestien immer, wenn sie Angst davor kriegen, daß das Leben pfeift und sie danach tanzen sollen. Einen Sinn. Nein, den hat es nicht, den Göttern sei Dank. Es hat ein Wesen". "Wirklich?" lachte sie, "denk Dir, geliebtes Herz, ich weiß nicht einmal, ob es auch nur das hat." "Der Sinn davon nicht faßbar, aber das Göttliche." "Das Wesen ist das Unauflösbare". "Wenn Du jetzt nicht mit den Augen aufpassen müßtest, würde ich Dir einen Kuß geben". "Gib ihn mir" sagte ich. "Nimm ihn Dir doch" lachte sie. "Nein, diesen will ich nicht mit allen anderen verwechseln, die ich heut noch nehmen will, er wird in einem einzigen Exemplar gedruckt und versiegelt." Sie war über mir und drückete mich an sich. "Hier." "War das Dein Herz?" fragte ich leise. "Warum" hauchte sie in meinen Armen. "Weil ich dabei etwas fühlte, als ob Du es mir schenktest." "Ach, sag so etwas nicht" sagte sie leidenschaftlich, "beschwöre nichts. Vielleicht. Aber selbst dann, nicht berufen, sonst ist es schon weg."
Du siehst, welch großen inneren Bezug das alles zu meinem Leben hat ;-). Ein Umstand, der den Genuß der Lektüre nicht unwesentlich bestimmt und mich motiviert, den Wälzer irgendwann ganz gelesen zu bekommen.
> Geht es eigentlich jedes Mal um eine andere Frau, wenn er ein Loblied anstimmt...? <
Ja, im Prinzip schon (bisher zumindest). Er hat eine Hauptgeliebte; ein wildes, intellektuelles Wesen, das er liebt und die ihn fasziniert, die aber selbst sehr beschäftigt ist und oft keine Zeit hat. Deshalb vergnügt er sich dann anderweitig …
Das Abtippen ist lästig und hindert mich am Lesen, trotzdem möchte ich Dir noch ein paar letzte ausgewählte Leseproben schicken, um Dir einen Eindruck von meinen Erlebnissen zu geben und Dich etwas an ihnen teilhaben zu lassen ;-). Bisher ist es noch nicht langweilig geworden, jede Begegnung wird anders beschrieben und hat eine differente Choreographie ;-). Du bekommst auf diese Weise aber leicht einen falschen Eindruck von dem Buch: zwischen den abgeschriebenen Stellen geht es natürlich auch noch um andere Dinge: witzige und geistreiche Dialoge, Politisches etc. :-).
Außerdem interessiert mich, wie Du das als Frau so findest. Mir erscheint die Sprache und Wortwahl nicht wirklich pornographisch; sie hat zumindest nichts Peinliches oder richtig Anstößiges und Billiges. Oft ist es sogar eher lustig als erotisch. Das Durchhaltevermögen von Rudolph ist allerdings furchteinflößend und ehrfurchtgebietend … ;-)
Martha
„Wir lachten und küssten uns heiß und zärtlich, es war holdselig, so Seite an Seite umarmt zu liegen und in den Kuß hinein zu schwatzen. Der Leib des zarten üppigen Wesens wie süße Butter und doch wie aus Schneckenstoff, jeder Druck luftdicht, alles wie mit Kletten besetzt, man blieb hängen. Oder wie mit Millionen Lippen besetzt, die sich ansaugten. Sie drückte mir zärtlich den Schwengel, ließ wieder locker, drückte wieder, schob an ihm her und hin. Ihre Zungenspitze schnullerte mir blitzschnell zwanzig Mal durch die losen Lippen. Sie passte mir den halboffenen, schwellend weichen Mund genau auf die Lippen und wühlte leicht schwelgend, während sie den Schwanz sanft drückte, „ach, wie das schön in der Hand zu halten ist, wie wonnig sich das anfühlt“, und sie drängte näher. Sie drückte sich den Kartätschenkopf schwach in die äußere Mündung der Lust. „Nicht stoßen, pass auf, kommt alles von selbst“. Sie steckte den Zeigefinger in den Mund, griff über mich und suchte zwischen meinen Hinterbacken. „Du ebenso“. Mein Zeigefinger strich ihr in die Rille, sie zitterte und drückte den Mundknopf in mich, ihr Finger glitt in mein Loch, meiner durch den Schließkrampf hindurch in ihrs. Sie seufzte auf, wir drangen sanft zusammen, sie spie mir Schaum in den Mund, ich leckte ihr den duftenden Mund aus, schob schwach in ihren Hintern und vibrierte ganz sacht im vorderen Verschlusse. Ein langer Lustlaut stöhnte aus ihr, sie drückte den Finger tief in mich und stieß mich ins Becken. Jetzt küssten wir uns mit Lippen und Zungen und ich ließ den Schieber rhythmisch in ihr kitzeln, sie biß mich zitternd in den Mund und rutschte mir rhythmisch entgegen, warf das rechte Bein über mich, ließ den Finger aus meinem Loch, umarmte mich mit beiden Armen wie eine Rasende, ließ los, grub mir die Nägel in den Hintern, hing kopfabwärts und biß mich zuckend in die Brust. Dann wurde sie mit einem Schütteln leblos. Ich war nicht zur Krisis gekommen. Im nächsten Augenblick schlief sie ohne ein Wort ein. Ich selber, dicht an sie gedrängt, schwamm ebenfalls hinüber.“
Agnes:
„Ihre Lippen strichen über meinen Hals, her und hin. Das Mädchen lag an meiner Brust, fassungslos, und floß in mich über. Wer zog, wer folgte – ich weiß es nicht. Irgendwie tauchten wir aus dem Möbel-Teller-Tassen-Gewirr ohne Schaden wieder heraus, verschlungen, und sanken verschlungen auf das Lager. Auch alles Übrige vollzog sich automatisch, halb unterbewußt, vegetativ. Agnes war nur Sehnsucht, Verlangen, weiche, formlose, süße Hingabe, Verschlingung. Der Wille, mit mir zu verschmelzen, hatte alles andere in ihr verlöscht, jedes Wort, jedes Denken, jedes Handeln. Es war animalisch ohne Peinlichkeit, animalisch natürlich wie der wortlose Befruchtungsvorgang in einem Lilienkelch, und es war fast ebenso kurz. Als ich sie freigelegt hatte, schmiegte sie sich unter mich, tat sich auf, umschloss mich, empfing mich, bebte von Kopf zu Fuß und verging, mich umklammernd, schon an den ersten Stationen des Rausches. Sie hielt mich in sich, ohne mir eine Bewegung frei zu geben, und zitterte sich langsam aus, mit leisen Wollustlauten und langen Küssen.“
Karla:
„Komm, laß mich das machen“ sagte ich, „und sieh nach deinem Kessel, er kocht gleich.“ „Wer kocht gleich?“ fragte sie spassend. „Komm, laß mich mahlen.“ „Wen oder was will er mahlen?“ neckte sie weiter. Wir rauften um die Mühle und küssten uns dabei unaufhörlich, mit Ausweichen und Fangen der Lippen. Sie stand am Feuer, ich fasste sie wieder, außer mir. „Nein, erst den Kaffee“ sagte sie und drehte den Kopf, mich rückwärts heiß auf den Mund küssend, mit offenem Verlangen. … Unmittelbar darauf umklammerten wir einander. Das Mädchen spannte sich, wurde von oben bis unten fest und greifend wie ein sich anziehender Schlangenleib und drückte sich mir in die Arme, trat mir auf beide Füße und hing an mir, zäh wie Kletten. Ich faßte sie um die Hüften, ihre Biegung schwang und drückte wie eine Stahlfeder; ich hatte nie etwas gefühlt wie diesen knappen Körper, der an mich flog wie Eisen an den Magneten, klebend und dabei nervig – Strom. Ihre Brüste fühlte ich hart und saugend wie Gummikissen gegen mich, sie lebten ein eigenes Leben. Wir verschmolzen beinahe stehend, standen leicht zitternd wie eine aus zwei Bändern gedrehte Säule und küssten uns mit lautloser Verzehrung. Dann gab sie nach und ließ mich fühlen, daß sie sinken wollte. Sie war unter ihrem Rock nackt. Als ich sie unter mich presste, machte sie einen unerwarteten Versuch, mich wegzustoßen und presste die Lippen. Sie war sehr eng, der Nagel bog sich unter dem Drucke meiner Raserei auf das hübsche Pförtchen, das da lag wie eine halb offene Rosenknospe. Karla biß mich mit aller Kraft in die Lippen, griff abwärts nach meinem Stamm und versuchte vor Lust stöhnend ihn zu führen, aber noch klemmte die Klinge und bog sich. Das Durchdringen in ihre zerschmelzende Schnecke, in der mein steiler Prügel jetzt stampfte, übertraf an siedender Wollust rein physisch jedes frühere Erlebnis. Karla stemmte mit, rollte und wogte. Ihr Körper, den ich mit allen Nerven, Lippen, Fingerspitzen ansog, war mit meinem in einem Verhältnis rein sexueller Harmonie, für die ich keine Worte hatte. Ihre Krise war ein an mich geklammertes Ertrinken und das Unerhörteste von Besitzergreifung. „Komm“ hauchte sie mir zu, „komm in mich, ganz, bleib.“ Es passierte das Unerhörte, daß das Mädchen unter meinen leidenschaftlichen Stößen sich noch einmal straffte und mit mir gleichzeitig verzuckte, eine Minute nach dem ersten Male. Mein Glück, zum ersten male mich in eine Geliebte entladen zu haben, war über allen Begriff. Es übertraf alles Erlebte. Wir lagen noch eine Augenblick, uns mit verdorrten Lippen liebkosend. … Dann flog sie mir lächelnd in die Arme. Wir waren beide gelöst und glücklich.“
Danach noch einmal mit Beiden zusammen, danach noch sechsmal mit Karla (der Protagonist hat eine unerschöpfliche Potenz …)
Hedl
„Das Klopfen wiederholte sich. „Ja, ja“ sagte ich, „bitte“. Ich breitete die Arme aus und fing die Erwartete auf. Einen Augenblick später umschlangen wir einander und wilde Küsse von kalten und doch lodernden Lippen zerrissen mir den eigenen, rasenden Mund. Wir sprachen kein Wort, die Leidenschaft keuchte und weidete stumm, dann ergriff ihre Hand mit einem ebenso wilden, fast harten Griff meinen Knüppel und drückte ihn sich ins Mark, der weiche Leib presste sich mir entgegen, und wir schaukelten und rutschten aneinander geklammert, mit immer heißeren Stößen und Wirbeln in den Abgrund der absoluten Wollustraserei. Sie lallte mit immer höher verzitternder Stimme, ich schwor, delirierte, sang beinahe, und die eben erstorbenen Küsse gerieten, als der Mund den Mund wieder suchte, in das gefährliche Feuer der Innigkeit, die fast aussieht wie Liebe. Ich hatte mich im letzten Augenblick neben sie ergossen, lag nun wieder auf ihr, von ihren Armen umschlossen, sie an mich drückend, wieder und wieder von ihren Lippen gesucht. Jetzt schlossen sich auch ihre Schnekel um mich. Ein sehniger Druck machte mich fast zum Gefangenen. Wer hätte der Kleinen diese Muskeln zugetraut! … Die Küsse der Unbekannten waren eine eigene Marke. Wer immer das Mädel war, sie stand in solchen Flammen, daß sie nichts von sich wußte, ich war nie so furios geküsst worden, als ginge es um Tod und Leben. Der Riss und Sturm in diesem warmen Leibe riss mich mit. Ich machte mich los, legte die Ringende um, sie verstand und drückte mir den Hintern in den Schoss, der im Gegensatz zu ihrem übrigen Körper von herrlicher, satter Fülle war, federnd und kochend heiß. Ich tastete meinen Weg, ließ den Steifen in die noch lusttriefende Ritze gleiten, versuchte ins Loch zu kommen, glitt ab, versuchte von neuem, und langsam drängten wir in der köstlichsten aller Positionen zusammen, indem sie sich schlank in mich drückte und ich ins Schieben kam. Sie versank ganz rasch im Meer der Lust, ihr Arm griff nach hinten um meinen Hals, ihr eigener Hals drehte nach mir zurück und der heiße kräftige Mund küsste, küsste, küsste, während der Körper meine letzten Stöße empfing. Dann endete sie mit einem langen Ächzen, ohne das ich an mein Ende gekommen wäre. … Ich hatte sie um die Hüften und verschlang die Lippen, die mir kämpfend und seufzend wieder mit Küssen zu antworten begannen. Das Mädchen dehnte sich unter mir und stemmte mir den Schoß entgegen, ich drang wieder in sie ein, schmerzlich süß, verzehrend. Ihre Begierde arbeitete unter mir, meiner eigenen entgegen. Es wurd eine Begattung von einer blinden physischen Manie, deren ich kein weibliches Wesen für fähig gehalten hätte, und ließ mich nicht aus, sondern empfing meinen Schüttelkramnpf in den Schoß, mich an ihre Lippen reißend wie eine Mänade. Wir lagen nackt umklammert, ein Gliederknoten im Krampf.“
„Wie mit Karla gestern so heute mit Hedl hatte die höchste Seligkeit in den Sekunden bestanden, in denen meine Kraft und meine Geschlechtsmagie ein schönes und lebenswarmes Wesen so total in sich aufgelöst hatte, daß es meinen eigenen Körper gewissermaßen verdoppelte; sich regte, wie er sich regte, in ihn eingegliedert, an ihn angegliedert, totaler Übergang alles seines Willens und Gefühls in meinen Willen, mein Gefühl. Harmonie, Musik, Rausch, Innigkeit, Strom, und langandauernd, unerschöpflich, der einzige Vorgang des Lebens, der außerhalb des Lebens steht, ein realisiertes Jenseits. Sonst war es doch immer gewesen, was zwei miteinander thaten, jeder von Beiden immer noch relativ für sich, ich zufügend, sie leidend, und eigentlich beide passiv, weil der Trieb uns am Faden regierte. Jetzt war es im höchsten Grade aktiv und sie geschult, das gemeinsame Ziel der Begierde sicher und reibungslos schön mit mir zu erreichen. Wir vögelten zusammen und vögelten uns zusammen.“
Rosa
„Der heiße zappelnde Körper grub sich nackend zu mir ein, das heiße Kichern jauchzte in meinen Ohren, es begann ein tolles Wrubbeln und Kuscheln und
Arbeiten, nackt an nackt, und das unglaubliche, sinnengeladene, aus lauter Blüte des Geschlechts bestehende Wesen, anzufühlen wie warmer Pfirsich, überall samten, ergriff ohne weiteres von mir
Besitz, wickelte sich in mich ein, deckte alle meine Sinne und Poren zu. …. Es war ein über mich ausgeschütteter Obstkorb von Wollust, Hauch, Nerven, Fingerspitzen, während sie im Verlangen,
meine eigene körperliche Landkarte ebenso voll einzunehmen, um mich her und aus meinem Griffe schlüpfte, wie eine brünstige Eidechse, obwohl ich ihren Mund bald auf jeder Stelle meines Leibes
gehabt hatte. Sie flüsterte und lachte und seufzte. … Schließlich prickelte mir jeder Zoll am Leibe wie elektisiert. Ich packte sie und sie ließ sich packen. „Seien sie doch nicht so stürmisch“
sagte sie keuchend. „Ich bin so verliebt in sie, daß es mir nicht langsam genug gehen kann! Ich bin so verrückt in sie, daß ich mir alles hinausschiebe, und dann beiße ich ganz kleine Stückchen
ab.“ … Ich fing an, sie zu massieren und der Wirbel fing von neuem an. Ich knetete ihren Hintern, strich ihr die Kurve des Rückrats durch, spielte mit ihren Brüsten, die eine Wonne waren, und
faßte sie zärtlich suchend ins Nest. … Als ich durch ihren Kneifmuskel hindurch eindrang, biß sie mich zuckend und stöhnend in den Arm und quetschte den Steifen und bedeckte ihn mit saugenden,
feuchten Küssen. … Es war eine tolle Orgie und die extremste Stufe des physischen Rausches, die ich im Leben kennengelernt habe.“
Hier muß ich leider mal aufhören, da die Zeit schon sehr vorgerückt ist, aber ich denke, Du hast einen Eindruck gewonnen … ;-)
Am liebsten würde ich gleich morgen wieder mit Dir telefonieren, aber ich glaube, wir müssen uns mal etwas zurückhalten ;-)
Schlaf gut, Süße
Re: Über die Liebe
Ja, Du liegst nicht ganz falsch, bei Borchardt wird viel gerammelt. Aber ich würde es anders bezeichnen. Letztlich feiert und huldigt das Buch den Freuden der körperlichen Liebe und dem Rausch. Das ist eines seiner zentralen Anliegen und das tut es in einer nicht unraffinierten und sprachlich mutigen, exzentrischen Art und Weise, die dem Thema durchaus gerecht wird. Es beschreibt die wilde, aufregende Zeit eines jungen Mannes. Die Frauen kommen hier, auch wenn es sich nur um kurze Affären und One-Night- oder One-Day-Stands handelt, eigentlich nicht schlecht weg: es sind durchweg selbstbewußte, emanzipiert wirkende Wesen, die wissen, was sie wollen, selbst schon hinreichend Erfahrung haben und somit völlig gleichberechtigt mitmachen oder gar die Initiative ergreifen. Die – wenig überraschende – narzistische Philosophie des Protagonisten beschreibt Borchardt im folgenden Absatz ganz treffend, der Dir wenig gefallen wird (aber einem Anfang Zwanzigjährigen kann man dieses Vergehen vermutlich noch am ehesten verzeihen …):
„Die ganze wilde erotische Phantasmagorie der Frauen dieser zwei Tage, Sophie, Hedl, Rosa, Annie, Agnes und Karla, sieben Mädchen- und Frauenleiber, die mich hatten erschöpfen wollen und in meinen Umarmungen gerast hatten, lagen unwiederholbar, verblichen, fortgerutscht irgendwo. Keine von ihnen hatte mich besessen. Ich dachte nur an Addie, hoffte nur Addie, ersehnte nur Addie. Dort war die Liebe, das Herz und der Sinn. Ich machte mir keine Vorwürfe, ich hatte zu keinem dieser Mädchen von Liebe gesprochen, die Seele und das Gemüt nicht mißbraucht. Mein Geschlechtsteil war kein Teil meiner wirklichen Person. Ich hatte nichts von den fremden Leibern in mich aufgenommen, mich ihnen nicht unterworfen. Sie hatten sich mir nicht angethan. Ich hatte sie, wie sie mir zu nah kamen, in Übermut erfriffen, mir willfährig gemacht, und nach gegenseitiger Entladung fliegen lassen. Was hatte es mit mir, was mit Addie zu thun? Worin war ich anders geworden als vorher? All diese Frauen hatten mich gewollt, ich keine von ihnen. Kurz, der Leichtsinn der Jugend hatte mir ein reines Gewissen gemcht.“
Wie ich fast alles in meinem Leben auch immer irgendwie direkt ode indirekt auf Dich beziehe, so ist auch dieses Buch ein Geschenk zur rechten Zeit - ich kann damit eine gewisse Erotik gedanklich ausleben, die sich durch Deine permanente, aber eben nur virtuelle Anwesenheit langsam aufstaut, aber nicht adäquat abgebaut werden kann ;-). Aber der junge Phantasie-Borchardt ist als Person interessanter als ein bloßer schwanzgesteuerter Kurzliebhaber und neben der Triebabfuhr - genauso wie Addie - auch zu tiefen Gefühlen und einer intensiven Zuneigung sowie zu sehr witzigen und geistreichen Dialogen fähig.
„Komm, meine Angebete und laß mich sehen, ob noch alles an Dir da ist, mein Göttergesicht.“ Sie küsste meinen Mund, „Ich liebe Dich. Ich liebe Dich, weil Deine Sturmreden eigentlich Verse sind, die Du plötzlich machen wirst, und die ich schon fühle. Nein, ich liebe Dich aus anderen Gründen. Vielmehr, ich habe nicht den geringsten Grund, Dich zu lieben, denn den, der mir heut beim Aufwachen einfiel, habe ich wieder vergessen. – Sei nicht so stürmisch Rubor, ich habe jahrelang nicht mit Dir gesprochen.“ Ihre schönen burgunderfarbenen, glänzenden Lippen, ihre dunklen, dringenden Augen, ihre vibrierende Gestalt berauschten mich über alle Begriffe. Welche Innigkeit lag in ihren Umarmungen, Liebe in ihren Berührungen – wie fühlte ich mich in einer anderen Welt! Aber das innigere Gefühl drängte mich erst recht zur Hingabe, und sie hatte eine Zeit lang lachend alle Mühe, sich dem deutlichen Ziele meiner Zärtlichkeiten zu entwinden. Ich bog sie immer wieder halb unter mich, sie fühlte meinen Durst und Trieb, aber sie gab ihm nicht nach, obwohl ich fühlte, wie er sie entzückte und belebte. … „Lerne sparsam verschwenden, mein Liebster, das ist ein ästhetisches und moralisches Gesetz, wie eile mit Weile.“ „Oder wie love me little, love me long“ spottete ich. „Nein, für die Liebe gilt es nicht.“ „Und für den Krieg auch nicht“ sagte ich. … „Und mit einer, die Du später lieben würdest wie jetzt mich, so daß Leben, die Gedanken, das Sein, die Pläne teilen, wie wir´s jetzt so zum Zerreißen fühlen, so daß jede kurze Trennung Adern zwischen Dir und mir sprengt – danach sehnst Du Dich nie?“ Ich küsste ihre beiden Hände. „Ich werde nie eine lieben wie jetzt Dich, ich möchte mich nie von Dir trennen. Mehr kann ich nicht sagen; jedes Wort ist wahr. Die Liebe erscheint mir so ungeheuer strahlend, daß sie die Ehe verschluckt. Ich weiß nicht, wie es weitergehen wird, aber es wird weitergehen, ob ich´s weiß oder nicht. Ich fange erst an, Dich zu vergöttern, noch bist Du mir so schrecklich neu, so erschütternd neu, daß ich mir ebenso oft denken könnte, Dich zu fliehen wie Dich zu verfolgen. So lange man so leidenschaftlich erlebt, ist der Begriff des Besitzes ein reines Sakrileg. Ich bin in einer rasenden Spannung, sie kann Berge versetzen.“ „Nein, kein Eifer, Liebling. Versprich mir nichts, hab ich Dir gesagt, und werd Dir´s sagen, wer weiß wie lang. Das ist ein Aberglauben und eine Angst. Es ist nicht der Wunsch, nicht der Traum. Der Wunsch und der Traum ist, mit Dir zu verwachsen. Versteh mich, nicht immer, aber in den höchsten Momenten. Es thut mir weh, nicht aus einem Stück mit Dir zu sein. Ich weiß nicht, ob ich mir wünsche, an Dir zu vergehen oder Dich zu verschlingen. Die Trennungen sind eine Pein. Natürlich ist´s auch bei mir das Anfangen – ich hab erst ein Stück von Dir abgebissen und will mehr und mehr. Ich möchte Dich „haben“. Es ist ein so unmöglicher Wunsch wie Deiner. Kein Mensch kann den anderen „haben“, glücklicherweise. Aber die Liebe besteht bei mir wie bei Dir zur Häfte aus Absurdem, aus Widersprüchen in sich. Man flieht sich, um sich zu sehnen, man vereint sich, um sich zu fliehen, man wünscht Verschmelzung, in der man nicht leben könnte. Woran liegt es, sag mir das?“ „Woran liegt es, Addie, daß wir sterblich sind und uns doch eigentlich benehmen, als seien wir Götter auf Urlaub? Es ist der primitive Packen der Menschlichkeit. Verschmelzen können wir nur auf dem einen Punkte, an dem wir mit Geburt und Tod zusammenhängen. Wir werden ein Leib in der Sekunde, in der wir der Zeugung dienen, gleichgültig, ob wir ihr ausweichen oder nicht. Im Kinde sind wir unzertrennbar – außerhalb unsrer Persönlichkeit. Es gibt auch andere Momente des magischen Übergehens in einander. Du, meine Göttin, hast sie mich oft fühlen lassen. Es gehört Distanz zu ihnen, wie zur funkenschießenden Liebe der Pole.“ „Und das Ergebnis ist, daß zwei Halbe nur in der Schulmathematik ein Ganzes sind. Das Liebesbett ist halb, weil es nicht unendlich ist. Die harmonische Ekstase ist halb, weil sie nicht endlich ist. Die Lust würde ewig sein, die Erschütterung müßte eine Heimat im Raum haben. So oder so ist man betrübt.“ „Warum“ brach ich aus, „zwei Hälften? Ich würde sagen, zwei gleich autonome und ganze Wunder. In Deinen Armen bin ich ein Gott, in Deinen Ausstrahlungen bin ich ein Geist. Totale Lust und totale Erleuchtung sind doch keine Concurrenzmächte. Da wir nicht ewig sind, ist es das Riesigste, was es gibt, die Möglichkeit des Ewigen zu kosten. Wenn Du mich immer hättest, wäre Dir ein einsamer Tag eine Seligkeit; da ich Dich nicht immmer habe, ist mir die Seligkeit der Tag mit Dir. Fühlst Du nicht, daß es ein Rhythmus ist? Zwei Gegenkräfte? Sollten wir nur aus der einen leben, wären wir zu schwach; die ewige Umarmung gibt es nicht, und die ewige Entbehrung würde uns vernichten.“ „Aber es gibt so viel dazwichen“, sagte sie, „und das Dazwischen ist das Leben!“ „ Dazwischen, Liebling, ist alles, was ich bin und thu und treibe, wenn es was wert ist, es ist alles durch Dich und für Dich.“ Wir hatten die ganze Unterhaltung umarmt geführt und öfters durch zärtliche Minuten unterbochen; hier aber küßte sie mich mit der zärtlichsten Liebe und wir verloren eine stumme Zeit mit den Sinnenspielen der wachsenden Innigkeit. „Es geht um Worte“, sagte sie mit einem langen endlichen Kusse, „und ich könnte ebenso einfach sagen, daß Du mir jeden Augenblick fehlst, wenn Du nicht da bist, da meine Gedanken sich angewöhnen, Gespräche mit Dir zu sein, da Deine Angelegenheiten mich brennend interessieren und ich danach verlange, in ihnen zu leben. Ich habe mein Herz, meine Person, meinen Geist, meine Phantasie, mein Verhältnis zur Welt. All das ist schon mit Haken an Dein Leben gehängt und gar nicht so, als ob es von Dir abhinge, sondern zum großen Teile fast umgekehrt, daß ich mir unsere Liebe und mich als eine heiße armdicke Triebkraft für Dich wünsche, und das einzige, was Du mir versprechen sollst, und was Dich gar nichts kostet, ist, daß Du alles wirst, was in Dir liegt. Wüßtest Du nur, wie selten leidenschaftliche Menschen sind! Du bist zu etwas geboren. Was Du anfasst wird etwas, es verändert sich.“ … „Dich zu lieben ist gefährlich“, sagte ich lachend, „und keineswegs eine Lebensversicherung. Du bist eine Sagengestalt und wir leben eine Ballade.“ „Dann dichte sie“, sagte sie mit einem jähen Kusse, „und übrigens fühlte ich´s wie Du. Es sieht verboten genug zwischen uns aus, Rubor, und wir umarmen uns in Gewitternächten auf Brücken. Und plötzlich wird etwas geschehen!“ „Geschehen wird, mein Abgott, daß ich immer mehr fühle, daß es nur ein Ding gibt, was den Kampf lohnt, und ich dies Eine nie gewinne, wenn ich´s nicht erkämpfe, und daß ich im Kampfe derjenige werde, der Dich erst verdient.“ Sie wurde blaß und lächelte, und errötete dann. Sie blieb neben mir sitzen, die Arme hängend, und sah mich mit schimmernden Augen stumm an. Erst allmählich begriff ich, daß dieser Schimmer feucht war, und sich in einem Tropfen sammelte. Ich umarmte sie. … „Küsse mich“, sagte sie. – „Noch einen solchen. Noch einen! Ob wir einander unentbehrlich werden, wer ahnt das. Sicher ist nur eins.“ „Liebe“, sagte ich atemlos, „unsere Leidenschaft, Addie, Angebetete, unser Verlangen - .“ Sie gab nach. Ich drückte sie nieder, küsste ihr rasches Atmen und ihre brechenden Augen, legte die Hand auf ihr heftig pochendes Herz und drang endlich in sie ein. Sie empfing mich mit einem dumpfen Glückslaut, umschlang mich auflodernd und gab sich meiner Inbrunst ebenso außer sich wie ich hin. Wir flossen im gleichen Augenblicke der Raserei zum ersten Male ineinander, fassungslos vor ungeheurer Wollust …“