31.08. Re: Kiss
me
Aber ob die Entscheidung der Trennung damals nun richtig oder falsch war, werden wir wahrscheinlich niemals erfahren. So wie halt bei den meisten Entscheidungen im Leben. Und man vermisst immer, was man nicht hat. Wir hätten es natürlich auch versuchen können, wenn ich innerlich freier und etwas entspannter bezüglich Zukunft etc. gewesen wäre. Vielleicht wäre ein „Ich liebe Dich, Du Arsch“ ja nicht verkehrt gewesen. Ich muß bei der Ünmöglichkeit, zu wissen, ob man die richtige Wahl trifft, immer an Kundera denken, der es sehr treffend formuliert hat:
„Er haderte mit sich, bis er sich schließlich sagte, es sei eigentlich ganz normal, daß er nicht wisse, was er wolle. Man kann nie wissen, was man wollen soll, weil man nur ein Leben hat, das man weder mit früheren Leben vergleichen noch in späteren korrigieren kann. Es ist unmöglich zu überprüfen, welche Entscheidung die richtige ist, weil es keine Vergleiche gibt. Man erlebt alles unmittelbar, zum ersten Mal und ohne Vorbereitung. Wie ein Schauspieler, der auf die Bühne kommt, ohne vorher je geprobt zu haben. Was aber kann das Leben wert sein, wenn die erste Probe für das Leben schon das Leben selber ist? Aus diesem Grunde gleicht das Leben immer einer Skizze. Auch >Skizze< ist nicht das richtige Wort, weil Skizze immer ein Entwurf zu etwas ist, die Vorbereitung eines Bildes, während die Skizze unseres Lebens eine Skizze von nichts ist, ein Entwurf ohne Bild.“
16.11. Re: Kiss me
Kundera scheint Dir ja zu gefallen, ob nun textlich oder der Soundtrack zum Film. Ich habe „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ weder gelesen noch die Verfilmung gesehen. Aber es geht doch um einen, der nicht treu sein kann, oder…?
07.03. Re: timing
Was meinst Du, warum diese ganzen Liebesfilme immer mit dem Happy End aufhören? Wahrscheinlich, weil dann eben alle Zuschauer glücklich sind, kurzfristig von ihren Alltagsproblemen abgelenkt sind und es zu frustrierend wäre, den nachfolgenden Alltagsstress der Protagonisten auch noch in bewegten Bil¬dern einzufangen … Ich will gar nicht wissen, wie viele der supertruper Film-Liebespaare das erste Jahr nicht überstehen würden… ;-D
Aber da es eben in unserem Leben nicht DEN einen Weg gibt, kann man natürlich viel darüber nachden¬ken, was gewesen wäre, wenn ... (zumindest, wenn man nicht an das Schicksal glaubt). Das gilt wohl für alle Bereiche. Darüber sich Gedanken zu machen, kann spannend, frustrierend oder amüsant sein … Wir können uns am Freitag Abend auch einfach mal ganz viele Horrorszenarien ausdenken, wie es mit uns hätte weitergehen können ;-)
14.11. Re: Mensch und Zeit
> Vielen Dank für die Musik. Die ist wirklich schön. < Diese Musik ist für mich ja immer untrennbar mit dem Osten verbunden. Der morbide, melancholische Charme von sozialistischer Tristesse und alter Gründerzeit-Architektur. Die tschechische Hauptstadt im Jahr 68, Panzer in den Straßen, das Ende des Prager Frühlings (zwei Wochen nach meiner Geburt). Buntes Herbstlaub, ein Hund namens Karenin, der schwarze Hut von Sabrina und die ganz besondere Poesie einer speziellen Dreiecksbeziehung ...
14.11. Re: Mensch und
Zeit
Das war aus Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins, oder? Ich kenne ja weder das Buch noch den Film, von daher habe ich da keinerlei Assoziation und kann mich ausschließlich auf die Musik konzentrieren… Aber Du mochtest das Buch/den Film, oder? Den Inhalt bekomme ich jetzt nicht mehr zusammen… Irgendwas mit einem Typen, der mehrere Frauen hatte…? ;-)
14.11. Re: Mensch und Zeit
Ja genau. Irgendetwas mit einem Typen, der mehrere Frauen hatte. So ähnlich ging Deine Zusammen-fassung von "Nabokovs Katze" auch, glaube ich ... :-D
14.11. Re: Mensch und Zeit
Nach Lektüre der Inhaltsangabe auf Wikipedia scheint mir meine kurze Zusammenfassung aber doch ganz gut zuzutreffen...?! ;-). Das Ende ist aber deprimierend... Albert Camus ist auch bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Wenn ich mich recht erinnere, wurde er spontan von einem Bekannten mitgenommen und hatte noch seine Zugfahrkarte in der Tasche...
14.11. Re: Mensch und
Zeit
Na ja, das Werk ist schon etwas vielschichtiger ;-). Es geht auch um Kunderas philosophische Ansichten des Lebens im Allgemeinen und der Liebe / Polyamorie / Polygamie im Speziellen und um den ganzen politisch-historischen Hintergrund mit den Zwängen und Anpassungen in der Diktatur. Die Interpretation der Ödipus-Geschichte, wie regimekonform ein Arzt (Tomas) sein muß oder wo Zivilcourage angebracht ist etc. Das Ende ist tatsächlich traurig und natürlich irgendwie völlig sinnlos. Ob Existentialismus oder ob dem Autor kein anderer Abschluss eingefallen ist bleibt dahingestellt.
14.11. Re: Mensch und Zeit
Allerdings ist ja "ein Mann und mehrere Frauen" ja irgendwie ein Thema von mir, was in mir wohl immer Unwohlsein hervorruft... Muss irgendwie biografisch bedingt sein.... ;-)
29.08. Re: Mensch und Zeit
Hallo meine Liebe,
danke für diese präzise Konkretisierung. Natürlich hast Du Recht, man kann immer nur einen Weg wählen. Aber Deine Formulierung klang so frustrierend nach einer einmaligen Festlegung, die dann für immer gilt. Man kann mehrere Wege nur nacheinander gehen, hört sich da schon besser an ;-) (obwohl wir ja gerade zwei Wege nebeneinander gehen, aber das ist wieder etwas anderes, fürchte ich ...)
Lola rennt, Kundera etc.: so viele geistreiche Leute haben sich schon Gedanken gemacht über die Unmöglichkeit, mehrere Wege parallel oder nacheinander unter den gleichen Anfangsbedingunen auszuprobieren. Für den Menschen ist diese Festlegung, die immer so vieles andere ausschließt, manchmal schon zum Verzweifeln. Eine Lösung des Problems ist wohl späteren Generationen vorbehalten, aber ob das glücklicher macht, weiß man natürlich auch nicht, da es ja prinzipiell für alles eine endlose Zahl verschiedener Optionen gibt - auch das könnte einen wahnsinnig machen. Ich wäre aber schon zufrieden mit einem Nacheinander ;-).
Ich habe auch keine Ahnung, wie ich in zehn oder zwanzig Jahren leben werde. Eigentlich denke ich da kaum drüber nach. Ist das gut oder schlecht und was bedeutet es, wenn man sich diesbezüglich kaum Gedanken macht? Muß ich mich sorgen? Es heißt doch immer, man braucht einen Plan und Ziele im Leben, die man zu erreichen versucht. Wenn man keine Visionen hat, sucht man auch keine Herausforderungen und hat keine Motivation, etwas zu erreichen. Da muß ich auch mal intensiver drüber nachdenken ...
Im Augenblick fühle ich mich sowieso in einem merkwürdigen und irgendwie lähmenden Schwebe-zustand. Alles wirkt so unbestimmt und unklar und ich weiß gar nicht recht, wie es weitergehen wird.
Was mich gerade sehr frustriert, ist die Flüchtigkeit unserer Treffen. Alles ist so präsent im Augenblick, aber schon wenig später erscheint es wie eine Fata Morgana, ganz unwirklich und wieder weit entfernt irgendwo in einer Fantasie- und Traumwelt. Wahrscheinlich unterscheiden sich unsere Begegnungen zu stark vom übrigen Leben und der Alltag ist allein quantitatv so dominierend, daß sich dieses Gefühl nach der immer nur kurzen Unterbrechung sofort wieder einstellt. Dieses Gefühl passt aber nicht zu der Qualität und Intensität. Trotzdem finde ich keine Möglichkeit, es nachhaltig festzuhalten :-(((. Außer vielleicht ein wenig in der Verschriftlichung.
11.03. Re: warten
Prägnant auf den Punkt gebracht. Ist ja mein Reden seit Jahren ... . Ein zweites Leben zum Ausprobieren wäre natürlich praktisch und vielleicht sogar erstrebenswert (siehe Kundera ...). Fb ist voll von solchen Sinnsprüchen und Lebensweisheiten. Und vieles davon stimmt ja, wenn man mal drüber nachdenkt. Wir ahnen doch oft, daß wir die vielen Wünsche, die wir immer verschieben in eine unbestimmte Zukunft und hoffen, daß wir sie irgendwann mal umsetzen (wenn ich weniger zu tun habe, wenn die Kinder aus dem Haus sind, wenn ich in Rente bin), in Wirklichkeit niemals realisieren werden. Diese Strategie dient nur der Beruhigung, um die Illusion aufrecht zu erhalten, all das könnte noch passieren, ohne daß wir uns jetzt direkt darum kümmern müßten. Für uns gilt natürlich das Gleiche - Du schiebst ja auch alles in ein fernes Nirgendwo. Vielleicht hat Dich dieser Spruch daran erinnert. :-*